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Pula (60000 Einwohner) liegt an der stark zerklüfteten Südspitze der Halbinsel Istrien. Die pulsierende Hafen- und Industriestadt ist die größte Stadt und zugleich wirtschaftliches Zentrum Istriens. Tragende Säulen sind die Werftindustrie und der Tourismus. Auch kulturell hat Pula mit mehreren Fachschulen, einer Akademie, Bibliotheken, Museen und einem Theater einiges zu bieten.

Die auf mehreren Hügeln errichtete Stadt grenzt an mehrere Buchten an. In der Altstadt, die sich ringförmig um den Kastellhügel erstreckt, ist ein reiches römisches Erbe zu finden, darunter das Amphitheater. Östlich der Altstadt hingegen sind die Einflüsse der k.u.k.-Zeit, als Pula wichtigster Kriegshafen der Donaumonarchie war, sichtbar.

Geschichte

In der Umgebung von Pula wurden Siedlungsspuren gefunden, die bis in die frühe Altsteinzeit (Paläolithikum) zurückreichen. In Pula selbst hatten die Histrer, ein illyrischer Volksstamm, bereits im 5. Jh. v.Chr. eine befestigte Siedlung angelegt. Hauptort war damals aber das nahe gelegene Nesactium.

Spekulationen über eine griechische Kolonie ergeben sich aus der Argonautensage, in der ein Hafen der Verfolgten (griech. Pola) genannt wird.

Sicher ist, dass die illyrische Siedlung 177 v.Chr. von den Römern besiegt wurde, die daraufhin unterhalb der Wallburg eine eigene Siedlung gründeten. Als diese im Jahre 40 v.Chr. zum Rang einer Handelskolonie (Colonia Iulia Pollentia Herculanea) aufstieg, kamen zahlreiche Kaufleute, Seeleute und Handwerker in die Stadt.

Unter Kaiser Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.) wurde Pieta Iulia - wie Pula damals genannt wurde - schließlich zum Verwaltungszentrum der römischen Region Istrien. Während dieser Zeit hatte die Stadt, die neben Triest, Aquileia und Ravenna zu den bedeutendtsten römischen Zentren an der nördlichen Adria zählte, bis zu 30000 Einwohner.

Nach der Teilung des römischen Reiches im Jahre 395 gehörte Istrien zunächst zu Westrom, das 476 vom Germanenkönig Odoaker besiegt wurde. Wenig später eroberten die Ostgoten unter Theoderich die Region. Ab 539 gehörte Istrien dem Exarchat Ravenna, der byzantinischen Provinz in Norditalien, an und am Ende des 8. Jh. übernahmen schließlich die Franken die Herrschaft an der istrischen Westküste.

Im Jahre 1150 schloss sich Pula mit Koper zu einer antivenezianischen Liga zusammen. Dennoch fiel die Stadt 1331 unter die Herrschaft Venedigs, das die Stadt nur stiefmütterlich behandelte. So führten mehrere Raubzüge, Kriege und Seuchen (Pest, Malaria) dazu, dass die Stadt zunehmend verfiel und im 17. Jh. nur noch wenige Hundert Einwohner hatte.

Mit dem Untergang Venedigs fiel Pula 1797 bis 1918 - unterbrochen durch das napoleonische Zwischenspiel 1809-1813 - an Österreich und erlebte einen neuen Aufschwung. Nach mehreren Aufständen in Venedig wurde die Stadt 1848 von Kaiser Franz Joseph I. zum Kriegshafen ernannt. Ab 1866 war Pula Zentralhafen der k.u.k.-Marine und Standort der österreichischen Kriegsflotte. In dieser Zeit entstanden die Werften auf der Oliveninsel Uljanik, zahlreiche Lagerhallen und ein riesiges Arsenal am Südhafen. Östlich der Altstadt wurde nach Plänen von Wiener Architekten ein Stadtviertel mit Verwaltungsbauten und prachtvollen Wohnhäusern angelegt.

Mit dem Anschluss an die Bahnlinie Wien-Triest im Jahre 1876 kamen weitere Zuwanderer aus Kroatien und Slowenien nach Pula. So hatte die Stadt um 1900 etwa 50000 Einwohner - zumeist Soldaten. In dieser Zeit waren Deutsch als Amtssprache und Italienisch die wichtigsten Sprachen in Pula, und die einheimische Bevölkerung war einem starken Anpassungsdruck ausgesetzt. Daher wurden ab 1910 für die kroatische Bevölkerung Lesevereine und Schulen eingerichtet.

Am Ende des 1. Weltkriegs wurde Pula 1918 von Italien besetzt. Bald wurden die kroatischen Schulen und Kulturvereine wieder geschlossen. So kam es in den 1920er Jahren mehrfach zu Massenstreiks und Straßenkämpfen, die zum Teil blutig niedergeschlagen wurden.

1945 wurde die Stadt schließlich von den Partisanen Titos befreit. Offiziell wurde sie jedoch erst 1947 an Jugoslawien angeschlossen. Nach dem Krieg wurden die Hafenanlagen und die Werft modernisiert. Zudem wurde der Tourismus gefördert und im Süden der Stadt, am Zlatne Stijene, eine Feriensiedlung angelegt.

Im unabhänigigen Kroatien (1991) entwickelte sich Pula zu einem Zentrum der Oppositionellen, da die ethnischen Gruppen hier mehr als in anderen Städten und Regionen durchmischt sind. Vielleicht auch deshalb blieb die Stadt während des Balkankrieges in den 1990er Jahren trotz seiner militärisch wichtigen Anlagen von Kriegshandlungen verschont.

Amphitheater

Das wichtigste Bauwerk in Pula und zugleich bedeutendste römische Bauwerk in Istrien ist das Amphitheater am nördlichen Rand der Altstadt in unmittelbarer Nähe zum Hafen. Es wurde unter den Kaisern Augustus, Claudius und Vespasian errichtet und um 80 n.Chr. vollendet. Das elliptische Bauwerk mit einer Grundfläche von 132x105 m bot auf 30 Sitzreihen Platz für etwa 25000 Zuschauer. Es wurde aus etwa 8000 m3 massiven Marmorblöcken errichtet und erreicht an der Hafenseite, wo auf dem massiven Untergeschoss zwei Geschosse mit Arkadenreihen sowie ein Fenstergeschoss mit 64 Öffnungen errichtet wurden, eine Höhe von 33 m. Ein architektonisches Meisterwerk sind die Treppenaufgänge in den vier seitlichen Türmen.

Pula: Amphitheater (2002)
Pula: Amphitheater (2002)

In der Antike wurden in der 68x42 m großen Arena des Amphitheaters blutige Gladiatorenkämpfe, Tierhatzen und Wagenrennen ausgetragen. Zahlreiche Gefangene, Sklaven und Christen verloren dabei ihr Leben. Später wurde das Bauwerk als Handelsplatz genutzt. Zu venezianischer Zeit wurden zahlreiche Steine abgetragen, um als Baumaterial für Häuser und Paläste zu dienen. Eine Gedenktafel im nordwestlichen Turm erinnert daran, dass das Bauwerk 1583 völlig demontiert und nach Venedig abtransportiert werden sollte. Dies scheiterte jedoch am Widerstand des venezianischen Senators Emo.

Heute wird das Amphitheater im Sommer für Konzerte, Theater- und Opernaufführungen im Freien genutzt, und in den unterirdischen Gängen befindet sich eine sehenswerte Ausstellung zum Thema Wein- und Olivenanbau in der Antike.

Altstadt

Vom Amphitheater, das in der Antike außerhalb der von einem Mauerring mit zahlreichen Toren umschlossenen Stadt lag, gelangt man durch die Amfiteatarska ulica zur Carrarina ulica, die entlang der römischen Stadtmauer verläuft. In ihr befindet sich die Porta Gemini. Das elegante Doppeltor im Nordosten der einstigen Stadtbefestigung wurde im 2. Jh. errichtet.

Heute betritt man durch das Tor einen kleinen Park, in dem sich das Archäologische Museum von Istrien befindet. In dem neoklassizistischen Bau aus dem 19. Jh. (ehemals das deutsche Gymnasium) werden auf drei Etagen umfangreiche Funde von der Frühzeit bis zum Mittelalter gezeigt. In der prähistorischen Sammlung befinden sich u.a. der Schatz des histrischen Königs Epulon sowie weitere Funde aus Nesactium, dem damaligen Zentrum Istriens.

Direkt hinter dem Museum, am Hang des Kastellhügels befinden sich die Reste eines kleinen Theaters aus der römischen Kaiserzeit. Von dem Gebäude aus dem 2. Jh. sind noch Teile des Bühnenhauses, die erhöhte Orchestra sowie Reste des zweistöckigen Zuschauerraums erhalten. Im Sommer wird das Theater heute als Freilichtbühne genutzt.

Pula: Kleines Theater und Kastell (2002)
Pula: Kleines Theater und Kastell (2002)

Geht man auf der Carrarina ulica weiter entlang der alten Stadtmauer, so erreicht man die Porta Herculea (Herkulestor), ein weiters Stadttor, das im 1. Jh. an der östlichen Stadtmauer errichtet wurde. Es gilt als älteste römische Sehenswürdigkeit in Istrien. Nur wenige Schritte entfernt erreicht man den Korzo Giardini mit weiteren Resten der römischen Stadtbefestigung. In der von Platanen gesämten Straße laden mehrere Cafés zum Verweilen ein.

Am südlichen Ende des Korzo Giardini befindet sich der Trg Portarata. Hier steht der 8 m hohe Sergierbogen. Der Triumphbogen wurde um 30 v.Chr. von Salvia Postuma Sergi als Denkmal für ihre drei Brüder, hohe römische Beamte, in Auftrag gegeben. Er stand ursprünglich vor der 1829 abgerissenen Porta Aurea, dem Haupttor der Stadt, und ist daher nur einseitig geschmückt. Durch dieses Tor verlief einst die Via Flavia von Aquilea und Triest zum Forumsplatz.

Pula: Sergier-Bogen (2011)
Pula: Sergier-Bogen (2011)

In dem Haus rechts neben dem Sergierbogen wohnte im Jahr 1904/05 der bekannte irische Schriftsteller James Joyce. Er arbeitete in Pula als Englischlehrer.

Vom Trg Portarata gelangt man in südöstlicher Richtung durch die belebte Einkaufsmeile Flanatička zum Narodni Trg. Unter Kastanien findet hier der größte und schönste Markt in Istrien und der Region Kvarner statt. In der glasüberdachten Markthalle, die im Jugendstil errichtet wurde, gibt es ein riesiges Angebot an Fisch und Meeresfrüchten, und aus einem Café oder Bistro in der oberen Ladenetage kann man besonders gut das Markttreiben beobachten.

Pula: Markthalle (2011)
Pula: Markthalle (2011)

In anderer Richtung gelangt man durch den Sergierbogen in die Ulica Sergijevaca. Sie gilt als beliebteste Flaniermeile der Stadt. Hier wechseln sich Bars, Cafés und Restaurants mit zum Teil altmodisch wirkenden, kleinen Geschäften ab.

Vor dem Hintereingang des Wohnhauses Nr. 16 an der linken Seite wurde im Jahr 1959 ein Mosaikfußboden aus dem 2. Jh. gefunden. Er gehörte zu einer vornehmen römischen Stadtvilla und stellt das Schicksal der Dirke, der Frau des Königs Lykos von Theben dar. Die Darstellung ist umgeben von 40 weiteren Mosaikfeldern in denen Vögel, Delphine, Fische, Blumen und Rosetten dargestellt sind.

Biegt man noch vor dem Mosaik nach links in die Maksimilijanova ulica ein, so gelangt man zur Kirche Santa Maria Formosa del Caretto. Von der Basilika aus dem 6. Jh., die im 13. Jh. von den Venezianern zerstört wurde, steht heute nur noch die südliche Grabkapelle mit Blendbögen und drei steinernen Fenstergittern.

Pula: Kirche Santa Maria Formosa del Caretto (2011)
Pula: Kirche Santa Maria Formosa del Caretto (2011)

Auf der rechten Seite der Ulica Sergijevaca führt eine steile Gasse zum Franziskanerkloster, das 1314 am Westhang des Kastellhügels erbaut wurde. Das Kloster besitzt einen begrünten Vorhof mit Lapidarium und ein romanisches Kirchenportal mit gotischer Fensterrose. Im Innenraum ist vor allem das spätgotische Altarbild in der mittleren Apsis sehenswert. Es wurde im 15. Jh. von Meister Jakov aus Pula geschaffen und zeigt die "Muttergottes mit Jesuskind und Heilige". Im Besitz des Klosters befindet sich außerdem eine gotische Madonnenfigur aus Holz.

Folgt man der Ulica Sergijevaca in Richtung Hafen, so erreicht man den weitläufigen Forumsplatz, an dem sich heute mehrere Cafés befinden. Der Platz stellt ein einzigartiges Ensemble von Antike und Renaissance dar.

An der Nordseite des Forums steht der schmale Augustus-Tempel. Er zählt zu den eindrucksvollsten römischen Bauten der Region und wurde in den Jahren 2 v.Chr. und 14 n.Chr. unter Kaiser Augustus errichtet und besitzt eine Vorhalle mit sechs 8 m hohen schlanken korinthischen Säulen. In der Cella dahinter befindet sich heute eine Ausstellung römischer Plastiken und Skulpturen.

Pula: Augustus-Tempel (2011)
Pula: Augustus-Tempel (2011)

Rechts neben dem Augustus-Tempel befand sich zu römischer Zeit ein weiterer Tempel, der der Jagdgöttin Diana geweiht war. Von ihm ist nur noch eine Wand erhalten, die beim Bau des Alten Rathauses 1296 in das neue Gebäude integriert wurde. Nachdem das Alte Rathaus im Mittelalter bei einem Brand weitgehend zerstört wurde, wurde es im 17. Jh. neu aufgebaut. Dabei erhielt es auch die Renaissancefassade und die Loggia im Erdgeschoss. Die Figuren an den Gebäudeecken stammen noch vom ersten Rathausbau. Sie wurden im 13. Jh. von einheimischen Bildhauern geschaffen.

Pula: Altes Rathaus (2002)
Pula: Altes Rathaus (2002)

Vom Forum aus gelangt man durch die Kandlerova ulica, in der sich der spätgotische Palast Demartini befindet, gelangt man zum Domplatz mit der Kathedrale Sv. Marija. Die dreischiffige Basilika wurde im 15. Jh. an der Hafenseite des Platzes errichtet, wo sich zu römischer Zeit der Jupitertempel befand. Er wurde im 4./5. Jh. durch eine frühchristliche Kirche ersetzt. Von diesem Vorgängerbau stammen noch die Bodenmosaiken in der Apsis der Kathedrale sowie ein Sarkophag aus dem 3. Jh., der als Altarmensa dient. Hauptfassade und südliches Seitenportal der Kirche sind im Stil der Renaissance gehalten. Der hohe, viereckige Glockenturm in der Mitte des Platzes wurde erst Ende des 17. Jhs. hinzugefügt.

Einige Schritte weiter befindet sich die orthodoxe Kirche Sv. Nikola. Die einschiffige Kirche wurde im 7. Jh. errichtet und mehrfach umgebaut. Die hölzerne Ikonostase wurde im 18. Jh. eingebaut.

Vom Domplatz gelangt man über Treppengassen zum Kastell auf dem zentralen Hügel der Stadt, wo sich bereits in illyrischer Zeit eine Wallburg befand. Im 13. Jh. wurde hier eine Festung mit Aussichtsturm, Wehrmauern, vier Bastionen und Zugbrücke errichtet, die jedoch unvollendet blieb. Sein heutiges Aussehen bekam das Kastell im Wesentlichen von den Venezianern, die 1631 den französischen Militäringenieur Antoine De Ville mit dem Bau der Anlage beauftragten. Im 19. Jh. wurde das Kastell erneut verändert. Heute befindet sich im Kastell das Museum der Geschichte Istriens, das sich vor allem dem Schiffbau in der Region widmet.

Übrige Stadt

Außerhalb der Altstadt trifft man an vielen Stellen auf die Spuren der k.u.k.-Zeit:

Das Touristenzentrum Pulas befindet sich im Süden der Stadt zwischen den Landspitzen Stoja und Verudela. An der kilometerlangen Felsküste mit teils steil abfallenden und teils flachen Abschnitten und Kiesbuchten entstand nach dem 2. Weltkrieg eine Siedlung mit Hotels, Ferienanlagen sowie einer Marina.

Die "Goldenen Klippen" (Zlatne Stijene), eine der schönsten Küstenabschnitte mit senkrecht abstürzenden Felsen, erreicht man direkt über eine Stichstraße von der Ulica Verudela.

Links: Stadt Pula, Tourismuszentrale Pula.