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Rijeka, mit 165000 Einwohnern drittgrößte Stadt Kroatiens, liegt an der Mündung des Flusses Riječina am nördlichen Ende der Kvarner Bucht. Sie markiert damit den Übergang zur Halbinsel Istrien. Aufgrund ihrer Lage gilt die Stadt seit jeher als Tor zur Adria und als wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Hier trifft die E61 von Norden her auf das Meer und hier beginnt die Küstenmagistrale entlang der Kvarner Bucht nach Dalmatien. Vom Hafen verkehren Fähren an die dalmatinische Küste nach Split und Dubrovnik sowie nach Ancona und Pescara in Italien.

Als eines der wichtigsten Handels- und Industriezentren Kroatiens besitzt Rijeka den größten Seehafen des Landes. Von Bedeutung sind vor allem die Werftindustrie sowie die Erdölraffinerie im Osten der Stadt. Als kulturelles Zentrum besitzt Rijeka neben einer Universität und der Marinehochschule auch mehrere Museen und wissenschaftliche Institute.

In den letzten Jahrzehnten ist die Stadt daher stark angewachsen. Dichter Verkehr in den engen Straßenschluchten und Plattenbausiedlungen am Rand der Stadt prägen das Stadtbild. Rijeka hat als pulsierende Hafenstadt jedoch auch eine lebendige Altstadt mit prachtvollen Bauten sowie eine Wallfahrstkirche auf dem Berg Trsat zu bieten.

Rijeka: Anreise mit der Küstenfähre (2001)
Rijeka: Anreise mit der Küstenfähre (2001)

Geschichte

Älteste Siedlungsspuren in der Umgebung von Rijeka gehen auf die das Paläolithikum (Altsteinzeit) zurück. Während der Bronzezeit errichteten die Kelten Erdwälle zur Befestigung ihrer Siedlungen. So geschützt konnte sich am Fluss Riječina eine Siedlung mit Hafen entwickeln.

Später errichteten die Liburner - ein illyrischer Volksstamm, der vorwiegend von Seefahrt und Schiffsbau lebte - links des Flusses auf dem Berg Trsat eine befestigte Siedlung (Liburna). Ihre seeräuberischen Aktivitäten führten dazu, dass die Siedlung um 180 v.Chr. von den Römern eingenommen wurde.

Die Römer bauten die Siedlung zum Castrum Tarsatica aus, und auf der rechten Seite des Flusses entstand nahe der Mündung ein neuer Hafen. Bereits damals gab es also zwei Kommunen, die Hafenstadt Tarsatica Romana an Stelle der heutigen Altstadt und Tarsatica Liburna auf dem Trsat.

Im 7. Jh. ließen sich kroatische Slawen in der Siedlung nieder. Diese konnten sich 799 erfolgreich gegen die Franken verteidigen. Der Tod des fränkischen Heerführers (Markgraf Erich) führte jedoch zu einem weiteren Angriff mit einem größeren Heer, bei dem der Ort zerstört wurde.

Im 9.-12. Jh. gehörte Rijeka dem kroatischen Königreich an. 1139 kam Rijeka in den Besitz der Grafen von Duino. Am rechten Flussufer wuchsen die Siedlungen Reka (kroat.: Fluss) und Sv. Vida (St. Veit am Pflaum) zu einer Stadt zusammen.

Als die Stadt im 13. Jh. von den Frankopanen beherrscht wurde, hatte sie bereits ca. 3000 Einwohner und den Status einer freien Reichsstadt. Das Gesetzbuch von Vinodol (1287/88), eines der ältesten Gesetzbücher Europas, legte die Rechte der Bewohner fest.

Im Jahr 1471 fiel die Stadt an die Habsburger, zunächst noch im Rahmen des Deutschen Reiches. Die zunehmende Konkurrenzsituation zu Venedig führte 1509 dazu, dass Venedig die Stadt unter Admiral Trevisan niederbrennen ließ. Anschließend wurde Rijeka, das ab 1522 den Rang einer reichsunmittelbaren Stadt hatte, wieder aufgebaut und wie Dubrovnik von einer mächtigen Stadtmauer umgeben. 1659 erhielt die kaisertreue Stadt sogar den Titel "fidelissimo" (die Allertreuste).

Im Jahre 1719 ernannte Kaiser Karl VI. Flumen gemeinsam mit Triest zum Freihafen, und bereits 1721 eröffnete die österreichische Handelsgesellschaft eine Filliale. Mit dem aufblühenden Orienthandel siedelten sich Fachleute und Händler aus ganz Europa an und begründeten so das kosmopolitisches Flair der Stadt.

Durch den wachsenden Handel wurde der alte Hafen bald zu klein, so dass unter Kaiserin Maria Theresia (1740-80) der Hafen auf einer Länge von 7 km ausgebaut wurde.

Ab 1779 wurde Rijeka von der ungarischen Seite der Donaumonarchie regiert. Diese Phase war nur unter Napoleon (1809-13) und für die kurze Regierungszeit des kroatischen Ban Josip Jelačić (1848-68) unterbrochen.

Durch die direkte Konkurrenz mit Triest, das weiterhin aus Wien regiert wurde, florierten Schiffsbau, chemische Industrie, Papierindustrie und Maschinenbau. 1866 wurde in Rijeka der erste Torpedo hergestellt. Der Aufschwung zog Arbeiter aus dem gesamten Gebiet der k.u.k.-Monarchie an. So wurde Rijeka bis zum Ende des 19. Jhs., nachdem die Straße Zagreb-Rijeka und die Eisenbahnlinie Wien-Triest fertiggestellt waren, einer der wichtigsten Seehäfen Europas.

Trotz der starken Ungarisierungspolitik entwickelte sich in Rijeka ein reges kroatisches Geistesleben. Hier lebten bedeutende Künstler (z.B. der Komponist Ivan Zajc) und Politiker (z.B. Ante Starčević, Frano Supilo).

Der 1. Weltkrieg ging praktisch an der Stadt vorüber, und während Istrien und große Teile der Adriaküste am Ende des Krieges an Italien fielen, war Rijeka zunächst nicht davon betroffen. Als 1918 italienische Soldaten in die Stadt einmarschierten wurden sie von Teilen der Bevölkerung sogar begrüßt.

1919 marschierte dann der italienische Schriftsteller und selbsternannte Kriegsherr Gabriele d'Annunzio mit einem Freicorps in Rijeka ein, rief die sog. "Dichter-Republik" aus und ernannte sich selbst zum "Commandante". Nach 16 Monaten beendete das italienische Kriegsschiff Andrea Doria dieses Zwischenspiel, und d'Annunzio musste an den Gardasee flüchten.

Im Vertrag von Rapallo wurde Rijeka 1920 zur freien Stadt erklärt. 1924 wurde die Stadt aber erneut von Italien besetzt, und im Vertrag von Rom am Fluss Riječina aufgeteilt: Während die westlichen Stadtteile und der Hafen an Italien fielen, blieb nur der kleine Hafen Boraš und der südöstliche Stadtteil Sušak beim neuen südslawischen Königreich.

Im 2. Weltkrieg überschritten Mussolinis Truppen 1941 diese Grenze und annektierten große Teile der jugoslawischen Küste. Nach der Kapitulation des faschistischen Italiens besetzten 1943 deutschen Truppen das Gebiet. Am 3. Mai 1945 wurde die Stadt schließlich von Titos Partisanen eingenommen. Offiziell gehörte Rijeka aber erst seit 1947 zu Jugoslawien.

Links: Stadt Rijeka, Tourismuszentrale Rijeka.

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