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Am Miljacka-Ufer

Bei einem Besuch von Sarajevo sollte neben einem Bummel durch die Baščaršija, das alte Wirtschafts- und Handelszentrum der Stadt, auch ein Spaziergang entlang der Miljacka nicht fehlen. Hier lag einst die Keimzelle der Stadt, und bis heute befinden sich hier einige sehr interessante Sehenswürdigkeiten.

Einen Spaziergang an der Miljacka beginnt man am besten im Osten beim Alten Rathaus. Man erreicht es, wenn man nach einem Bummel durch die Altstadt den Baščaršija-Platz vorbei an der Moschee in Richtung Südosten verlässt.

Der repräsentative Bau wurde 1892-1896 von den Österreichern im neuromanischen Stil errichtet und beherbergte bis zum Bosnienkrieg die Nationalbibliothek. Während des letzten Krieges wurde das Gebäude in Brand geschossen, und ein Großteil der wertvollen Bücher und Schriften ging unwiederbringlich in den Flammen verloren.

Sarajevo: Altes Rathaus (2008)
Sarajevo: Altes Rathaus (2008)

Die Brücke gegenüber der Nationalbibliothek, die Šeher Čehajina Ćuprija, wurde 1585 von Ali Hafizadić gestiftet und im Lauf der Jahrhunderte mehrfach - zuletzt nach dem Bosnienkrieg - mit Spendengeldern vor allem von wohlhabenden Frauen aus Sarajevo restauriert. Sie besitzt vier halbkreisförmige Bögen und überspannt die Miljacka auf eine Länge von knapp 50 m.

Westlich vom Alten Rathaus erreicht man bald die Stelle, an der 1914 das Attentat auf den österreichischen Thronfolger verübt wurde, welches in seiner Folge den Ersten Weltkrieg auslöste. Nicht weit entfernt wurde zur Erinnerung an dieses Ereignis ein kleines Museum eingerichtet.

Ebenfalls nur wenige Schritte vom Ort des Attentats entfernt befindet sich die Princip-Brücke (Principov most). Ihren heutigen Namen bekam die Brücke nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Gedenken an den damaligen Attentäter. Bis dahin war die erstmals 1541 erwähnte Brücke unter dem Namen Latinska Ćuprija (Lateinische Brücke) bekannt. Nachdem die erste, von Ali Ajni Beg, einem wohlhabenden Bürger Sarajevos, gespendete Brücke im 18. Jh. bei einem Hochwasser völlig zerstört wurde, ermöglichten wiederum die Spenden eines reichen Bürgers, Abdulah Aga Briga, den bis heute erhaltenen Neubau der Brücke.

Westlich der Princip-Brücke befinden sich am Nordufer der Miljacka mehrere prächtige Bauten aus der österreich-ungarischen Epoche. Man kann sie am besten von der Uferpromenade auf dem gegenüberliegenden Flussufer, der Obala Isabega Isakovića, betrachten.

Sarajevo: Am Ufer der Miljacka (2008)
Sarajevo: Am Ufer der Miljacka (2008)

Hier befindet sich auch die 1460 unter dem Wesir Isa Beg Isaković errichtete Kaisermoschee (Careva džamija). Nachdem der erste Bau bereits 20 Jahre nach seiner Errichtung einem Brand zum Opfer fiel, ließ erst Sultan Suleiman im Jahr 1566 das Gebäude wieder aufbauen. Damals wurde die prachtvolle Moschee mit ihrem auffällig schmalen Minarett und der großzügigen Vorhalle als Teil eines Komplexes angelegt, zu dem auch ein türkisches Bad (Hamam), eine Herberge (Konak) und eine Bibliothek gehörten. Dieser Komplex wurde vom bosnischen Wesir als Residenz (Saraj) genutzt. Später wurde er zum Sitz des ranghöchsten islamischen Geistlichen des Landes, des Reis-ul Ulema.

Heute birgt die Bibliothek eine wertvolle Sammlung mit islamischen Handschriften und Dokumenten, die bis ins 12. Jh. zurückreichen. Der Konak wurde im 19. Jh. wiederaufgebaut und diente in jugoslawischer Zeit als Unterkunft für Staatsoberhäupter und andere wichtige Persönlichkeiten, die nach Sarajevo kamen.

Sarajevo: Kaisermoschee (2009)
Sarajevo: Kaisermoschee (2009)

Etwas weiter flussabwärts, ebenfalls am Südufer der Miljacka, befindet sich die 1902 errichtete Neue Synagoge von Sarajevo. Sie entstand unter der Herrschaft Österreich-Ungarns, als zahlreiche Aschkenasim aus anderen osteuropäischen Ländern sowie aus Deutschland nach Sarajevo kamen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde auch in Sarajevo die Juden verfolgt, und die jüdische Gemeinde hatte mehr als 10000 Opfer zu beklagen. Dennoch wird die Synagoge bis heute von den Aschkenasim als Gotteshaus genutzt.

Nur wenig westlich von der Synagoge erkennt man am Nordufer der Miljacka das im letzten Krieg schwer beschädigte, mittlerweile aber wieder restaurierte Gebäude der Hauptpost. Es wirkt von außen etwas unscheinbar, besitzt in seinem Inneren aber eine beeindruckende Schalterhalle mit goldfarbig eingefassten Schaltern und einem großen, eleganten und schweren Holztisch in der Mitte der Halle.

Sarajevo: Hauptpost (2008)
Sarajevo: Hauptpost (2008)

Gleich links neben der Hauptpost befindet sich ein weiteres imposantes Bauwerk aus der österreichisch-ungarischen Epoche, das im Jahr 1914 errichtete Gebäude der Juristischen Fakultät der Universität Sarajevo.

Wenige Schritte weiter führt eine Straße vom Ufer der Miljacka weg zum Nationaltheater. Es wurde 1899 zunächst als Herrenclub eröffnet. Erst seit dem Ende des Ersten Weltkriegs wird das Bauwerk als Theater genutzt.

Auf dem gegenüberliegenden Ufer der Miljacka verläuft die Obala Maka Dizdara, an der sich mehrere Botschaften niedergelassen haben. Hier wurde Ende des 19. Jhs., als mit den österreichischen Machthabern auch zahlreiche Protestanten nach Sarajevo kamen, eine evangelische Kirche errichtet. Nach dem Untergang der Monarchie wurde das im romanisch-byzantinischen Stil errichtete Gotteshaus nicht mehr benötigt und stand eine Zeit lang leer. Heute befindet sich in dem Gebäude die Akademie der Künste.

Sarajevo: Akademie der Künste (2008)
Sarajevo: Akademie der Künste (2008)

Westlich der Promenade schließt sich die Skenderija an, das 1984 anlässlich der Olympischen Winterspiele errichtete Sport- und Kulturzentrum. In der Eissporthalle fanden u.a. die Eislaufwettbewerbe sowie das olympische Eishockey-Turnier statt.

Außerhalb der Altstadt

Nur wenige Minuten westlich der Fußgängerzone befindet sich an der Maršala Tita die 1560/61 erbaute und am Ende 19. Jhs. komplett restaurierte Ali Paša-Moschee. Sie gilt als eines der schönsten Beispiele der bosnisch-moslemischen Architektur. Typisch sind der viereckige Grundriss und das große Kuppeldach über dem Hauptraum der Moschee. Die Vorhalle wird von vier Marmorsäulen gebildet, die wiederum ein Dach mit drei kleineren Kuppeln tragen. Die Wände im Inneren der Moschee sind mit kunstvollen Ornamenten und Stalaktitenverzierungen gestaltet. Rechts neben der Moschee wurde das Minarett an den Hauptraum angebaut. Im Zentrum des Hofes befindet sich der Šadrvan, der Brunnen für die rituellen Waschungen. Außerdem gehört zu der Moschee ein kleiner moslemischer Friedhof.

Westlich vom Zentrum befindet sich das bereits 1888 gegründete Nationalmuseum. Es gilt somit als das älteste seiner Art in Bosnien-Herzegowina. Das Gebäude selbst wurde erst 1913 nach Plänen von Karlo Paržik im Stil der Neorenaissance erbaut. Das Museum besitzt eine archäologische, eine ethnografische und eine naturgeschichtliche Abteilung sowie einen sehenswerten Botanischen Garten. Erwähnenswert ist vor allem eine Sammlung von aufwändig gestalteten Bogumilengrabsteinen.

Nördlich der Altstadt kann man das Svrzina-Haus besichtigen. Es gilt als besonders schönes Beispiel der moslemischen Wohnkultur in Sarajevo. Heute beherbergt das Haus ein kleines Museum, in dem typische Gegenstände aus dem 17.-19. Jh. gezeigt werden. Ursprünglich gehörte das Haus einer wohlhabenden muslimischen Familie. Es besitzt daher getrennte Bereiche für Männer und Frauen. Betritt man den Komplex, so gelangt man zunächst in den Hof der Männer. Er ist umgeben von den Unterkünften für die männliche Dienerschaft und den Wohnräumen der männlichen Familienmitglieder. Durch eine Flügeltür gelangt man in den von den Männern abgeschirmten Bereich der Frauen, den sog. Haremluk, in dem die weibliche Dienerschaft und die weiblichen Familienangehörigen lebten.

Im Stadtteil Dobrinja befindet sich das Tunnelmuseum von Sarajevo. Hier wurde während der Belagerung Sarajevos von März bis Juni 1993 ein 720 m langer Tunnel gegraben, durch den die eingeschlossene bosniakisch-kroatische Bevölkerung Sarajevos mit Lebensmitteln, Medikamenten aber auch Waffen versorgt wurde. Zeitweise war dieser Tunnel die einzige Möglichkeit, die belagerte Stadt zu betreten oder zu verlassen. Heute ist der vordere Teil des Tunnels als Museum zugänglich.

Östlich der Altstadt, etwa drei Kilometer flussaufwärts von der Šeher-Čehajina-Brücke, befindet sich die im 16. Jh. errichtete Ziegenbrücke. Sie überspannt die Miljacka in einem großen Bogen und besitzt an ihren Enden zwei kreisrunde Aussparungen. Diese "Augen" dienen der Stabilität des Bauwerks, das im 18. Jh. schon einmal grundlegend saniert werden musste. Die Ziegenbrücke gilt weithin als der östliche Zugang zur Stadt.

Eine weiteres wichtiges Brückenbauwerk ist die Römische Brücke über die Bosna. Sie befindet sich westlich von Sarajevo in Plandište und gilt als älteste noch erhaltene Brücke über die Bosna. Die Brücke besitzt sieben Bögen und steigt zur Mitte hin leicht an. Sie wurde erstmals im Jahre 1550 erwähnt, entstand wahrscheinlich aber schon früher. Ihren Namen erhielt die Brücke, weil für den Bau u.a. Steine aus der römischen Zeit verwendet wurden.