Poreč
Auf den ersten Blick macht Poreč (10500 Einwohner), das etwa 65 km nördlich von Pula an der Westküste Istriens liegt, einen eher beschaulichen Eindruck. Dennoch gilt die Stadt, die von Getreidefeldern, Weingärten und Olivenhainen gesäumt wird, als wichtigstes und größtes Touristenzentrum an der gesamten östlichen Adriaküste.
Dazu trägt vor allem die Riviera von Poreč bei, der fast 50 km lange, flach abfallende und buchtenreiche Küstenabschnitt zwischen dem Tarski zaljev im Norden und Vrsar im Süden. An den meist felsigen Stränden reihen sich, umrahmt von Pinienwäldern und Parkanlagen, Hotels, Ferienhaussiedlungen und Campingplätze in dichter Folge.
Dazu trägt aber auch die auf einer kleinen, flachen Landzunge errichtete, gut erhaltene Altstadt bei, in der zahlreiche Gebäude aus byzantinischer und venezianischer Zeit erhalten sind, darunter die berühmte Euphrasius-Basilika, die seit 1997 auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO steht.
Poreč: Blick vom Turm der Euphrasius-Basilika (2012)
Bademöglichkeiten gibt es an den Liegewiesen, Parkanlagen und Pinienhainen in der Nähe der großen Hotels nördlich der Altstadt, bei den Ferienanlagen im Süden sowie auf der Hotel- und Badeinsel Sv. Nikola vor der Altstadt. Alle Ferienanlagen sind bequem über den Uferweg oder mit dem Rad zu erreichen. Eine Kleinbahn verbindet Poreč zudem mit den wichtigsten Anlagen im Süden der Stadt.
An Freizeitaktivitäten bietet Poreč vor allem ein umfangreiches Wassersportangebot, das von Schwimmen, Tauchen oder Surfen über Segeln bis hin zu Wasserski und Gleitschirmfliegen reicht. Es gibt aber auch Tennisplätze sowie einen Reiterhof, und in der Stadt kann man Boote oder Fahrräder ausleihen.
Am Abend, wenn die Badegäste aus den Feriensiedlungen in die Altstadt drängen, bieten zahlreiche Bars, Diskotheken, Cafés und Restaurants Abwechslung. Hinzu kommen im Sommer Volksfeste und Konzerte.
Geschichte
Das Gebiet des heutigen Poreč war bereits in vorgeschichtlicher Zeit vom illyrischen Stamm der Histrer besiedelt. Unter römischer Herrschaft wurde im 2. Jh. v.Chr. hier das Castrum Parentium gegründet, das unter Cäsar den Rang eines Municipiums erhielt und schließlich im 1. Jh. v.Chr. unter Tiberius zur Kolonie aufstieg. Als das Römische Reich im Jahr 395 geteilt wurde, fiel Istrien zunächst an Westrom, das 476 vom Germanenkönig Odoaker besiegt wurde.Während der Völkerwanderungszeit drangen im 6. Jh. Slawen und Awaren bis nach Istrien vor und ließen sich zu Beginn des 7. Jh. in der Umgebung von Poreč nieder. Zu dieser Zeit herrschten in der Stadt selbst zeitweise die Ostgoten. Später fiel Poreč aber wieder an Byzanz.
Die byzantinische Epoche endete 788, als die Stadt dem fränkischen Kaiserreich angeschlossen wurde. Im 11. Jh. wurde die Stadt mit eigener kommunaler Selbstverwaltung aber wieder unabhängig, bis sie 1232 in denBesitz der Patriarchen von Aquileia kam.
1267 wurde Poreč als erste istrische Stadt überhaupt unter die Herrschaft Venedigs gestellt. Als 1354 die Genueser sich mit Venedig um die Vormachtstellung im Mittelmeer stritten, wurde auch Poreč verwüstet. Dabei wurden auch die Reliquien des Hl. Maurus, des Schutzheiligen der Stadt, geraubt. Im 15. und 16. Jh. wurde die Stadt mehrfach von Pest- und Malariaepidemien heimgesucht. Gleichzeitig wurde die geschwächte Stadt von türkischen Seeräubern und den Uskoken aus Senj - beides erbitterte Feinde Venedigs - bedroht.
Mit dem Untergang Venedigs im Jahre 1797 kam Istrien - mit Unterbrechung durch das napoleonische Zwischenspiel (1809-1813) - bis 1918 unter österreichische Verwaltung. In dieser Zeit erlebte Poreč wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde schließlich 1861 Verwaltungshauptstadt von Istrien und Sitz des neu gegründeten Istrischen Landtags (Istarski sabor).
In dieser Zeit begann sich auch der Tourismus in der Stadt zu entwickeln: Zunächst wurde auf der kleinen vorgelagerten Insel Sv. Nikola ein öffentlicher Badestrand eingerichtet, und als die Stadt ab 1910 von der Eildampschifflinie Triest-Pula angefahren wurde, entstand an der Strandpromenade mit dem Hotel "Riviera" das erste Hotel der Stadt. Von 1902-1935 war Poreč zudem über eine Schmalspurbahn, mit dem 70 km entfernten Triest verbunden. Heute wird die Trasse dieser so genannten Parenzana-Bahn teilweise als Radweg touristisch genutzt.
Am Ende des 1. Weltkriegs wurde Istrien - damit auch Poreč (ital.: Parenzo) - im Vertrag von Rapallo (1920) Italien zugesprochen. Während des 2. Weltkriegs fiel die Stadt 1943 an Deutschland und musste 1944 bei Luftangriffen der Alliierten schwere Schäden hinnehmen. 1945 kam Poreč schließlich zu Jugoslawien.
Der Aufschwung als moderes Touristenzentrum begann Anfang der 1970er Jahre, als die ersten Ferienanlagen entlang der Riviera von Poreč angelegt wurden.
Stadtrundgang
Eine Besichtigung der autofreien Altstadt von Poreč beginnt man am besten an der von Palmen gesäumten südlichen Hafenpromenade, dem Riva. Parkplätze stehen am Rand der Altstadt unterhalb der Küstenstraße in großer Zahl zur Verfügung.
Poreč: Stadtpalast (2009)
Am Rt Lovreč, wo der Riva in die Ferienanlage Zelena Laguna übergeht, befindet sich der noble Jachthafen der Stadt. An der Mole vor dem Anfang des 20. Jhs. errichteten neoklassizistischen Stadtpalast befindet sich der Bootsanleger, von dem Schiffe zu den Feriensiedlungen im Süden sowie zur Badeinsel Sv. Nikola ablegen. Neben dem Stadtpalast sind hier auch noch einige Kaffeehäuser und Hotels aus der österreichischen Zeit erhalten.
Auf der Hotel- und Badeinsel Sv. Nikola befindet sich neben dem 1402 errichteten Leuchtturm das neoklassizistische Isabellaschloss (1886), indem heute ein Hotel untergebracht ist, sowie das Hotel Funtana.
Poreč: Hotelinsel Nikola (2009)
Direkt unterhalb der Altstadt liegen die Fischerboote vor Anker. Am westlichen Ende der Landzunge erreicht man schließlich das 1910 eröffnete Hotel "Riviera", das älteste Hotel in Poreč. Hier geht der Riva in den nördlichen Uferweg über, der unterhalb der gut erhaltenen Stadtmauer aus venezianischer Zeit (13.-15. Jh.) verläuft.
Poreč: Uferpromenade (2009)
Die Hauptachse durch die Altstadt bildet der aus römischer Zeit erhaltene Decumanus. Er verläuft in Ost-West-Richtung zwischen dem Trg slobode und dem Hauptplatz der Altstadt, dem Trg Marafor. Der ca. 1 km lange Decumanus ist von zahlreichen kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants gesäumt und gilt mit seinen gut erhaltenen Palazzi aus der venezianischen Epoche als Hauptflaniermeile der Stadt.
Am östlichen Ende des Decumanus steht der 1448 errichtete Wehrturm Peterokutna kula (fünfeckiger Turm), in dem sich heute ein Restaurant befindet. Nur wenige Schritte weiter südlich, am Narodni Trg, ist ein weiterer Wehrturm erhalten, der runde Kula Pietra de Mula, heute eine Cafébar.
Poreč: Kula Pietra de Mula (2009)
Im barocken Sinčić-Palast (Decumanus 9) aus dem 17. Jh. ist seit 1884 das Heimatmuseum von Poreč (Zavičajni muzej Poreštine) untergebracht. Das älteste Museum Istriens zeigt u.a. antike Mosaiken, spätantike und venezianische Exponate sowie eine ethnografische Sammlung. Im Innenhof mit Lapidarium befindet sich auch eine gemütliche Cafébar.
Am belebten Kreuzungspunkt des Decumanus mit dem quer verlaufenden Cardo Maximo steht der Zuccato-Palast aus dem 14./15. Jh., ein schönes Beispiel für die venezianische Gotik. Beeindruckend ist auch der hübsche Trg Matija Gupca nur wenige Schritte auf dem Cardo Maximo in Richtung Riva.
Kurz bevor der Decumanus in den Trg Marafor mündet erreicht man das so genannte Romanische Haus (Romanićka kuća), das im 11.-13. Jh. mit Außentreppe und Holzbalkon errichtet wurde. In dem Gebäude, das im Sommer auch besichtigt werden kann, befindet sich die Galerie des Porečer Künstlers Emil Benčić.
Poreč: Romanisches Haus (2009)
Am Trg Marafor endet der römische Decumanus. Hier befand sich einst das 45 x 45 m große Forum Romanum. Von ihm sind noch die Reste des Neptun-Tempels (1. Jh.) sowie einige Säulen des kleineren Mars-Tempels im Park an der Stadtmauer vorhanden.
Am Nordrand der Altstadt befindet sich die Franziskanerkirche aus dem 13./14. Jh. mit ihrem 1731 vollendeten viereckigen Glockenturm. Im prachtvollen barocken Festsaal der zweistöckigen Kirche tagte im 19. Jh. das istrische Parlament. Heute finden hier in jedem Sommer die "Annale", Kunstausstellungen mit wechselnden Themen, statt. Im Erdgeschoss der Kirche befand sich ursprünglich der Weinkeller der Mönche.
Links: Stadt Poreč.