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Rovinj (14000 Einwohner) im Südwesten der Halbinsel Istrien erinnert besonders stark an italienische Küstenstädtchen. Die Altstadt wurde ursprünglich auf einer Insel erbaut und hat ihr mitelalterliches Aussehen weitgehend bewahrt: Ein venezianischer Kirchturm überragt die verwinkelten Treppengassen der Altstadt, die mit detailreichen Fassaden und schönen Innenhöfen besonders malerisch wirkt und dabei einen Flair von mediterraner Leichtigkeit und Lebenslust ausstrahlt. Zu ihren Füßen liegt der Fischer- und Ausflugshafen sowie der ehemalige Frachthafen Valdibora.

Rovinj: Blick vom Valdibora auf die Altstadt (2011)
Rovinj: Blick vom Valdibora auf die Altstadt (2011)

Die Uferpromenade, die südlich der Altstadt am Hafen beginnt und an der Marina vorbei zum Waldpark Zlatni rt führt, gilt als eine der längsten und schönsten in Istrien. Zahlreiche Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.

Bademöglichkeiten gibt es an mehreren Stellen der Altstadt, wo man von Felsvorsprüngen oder betonierten Platformen ins Meer gelangen kann. Schöner sind jedoch die Felsen südlich der Marina sowie die Fels- und Sandstrände auf den vorgelagerten Inseln Sv. Katarina (Katarineninsel) und Crveni otok (Rote Insel).

Hotels befinden sich vorwiegend in der Nähe des Waldparks Zlatni rt sowie nördlich und südlich von Rovinj in den Badebuchten der zerklüfteten Küste.

Geschichte

Bereits im 7. Jh. v. Chr. siedelten die Histrer in der Gegend von Rovinj. Nachdem die Römer 129 n. Chr. von Pula her Istrien unterwarfen, bauten sie die vorhandene illyrische Siedlung weiter aus und gaben ihr den Namen Ruginium.

Als das römische Reich im 5. Jh. aufgeteilt wurde, fiel Istrien an Ostrom und Rovinj, das jetzt Ruigno genannt wurde, gehörte zeitweise (6.-8. Jh.) zum Exarchat Ravenna.

Nachdem Rovinj zunächst an die Langobarden gefallen war, wurde die Stadt im Jahr 788 Teil des Fränkischen Reiches. Während die Slawen große Teile Istriens eroberten, bauten die Franken die Stadtbefestigung aus. Dennoch wurde Rovinj, das im 10.-12. Jh. unter Selbstverwaltung stand und dabei zunehmend an Bedeutung gewann, mehrfach von Seeräbern und Sarazänen überfallen.

Als Rovinj im Jahr 1283 unter venezianische Herrschaft kam, endete zwar die Selbstverwaltung, doch die Stadt erlebte eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Noch heute sind zahlreiche Gebäude aus dieser Zeit erhalten.

Während des Krieges von Venedig gegen Genua wurde Ruvignio - wie die Stadt jetzt hieß - von den Genuesen geplündert. Im 16. Jh. gab es dann mehrfach Überfälle durch die Uskoken aus der Gegend von Senj.

Während im 17. Jh. ringsum die Pest wütete, galt Rovinj, in dem die Krankheit nicht ausbrach, als Zufluchtsort.

Nachdem auch die Gefahr durch die Seeräber geringer wurde, begann die Besiedelung eines Hügels gegenüber der Altstadt. Erst 1763 wurde die Meerenge zwischen der Altstadt und dem Festland zugeschüttet und so eine Verbindung zu der Kaufmanns-Vorstadt geschaffen.

Nachdem Untergang der Republik Venedig (1797) erlangte Rovinj unter österreichischer Herrschaft (unterbrochen durch das napoleonische Zwischenspiel 1809-13) wieder die Selbstverwaltung. Bis Ende des 19. Jhs. entwickelte sich die Stadt zum wichtigsten Hafen und zur größten Stadt in Istrien. Neben einer Tabak- und einer Fischfabrik entstanden zahlreiche Adelspaläste, ein Theater und die Heilanstalt Maria Theresia, heute das Krankenhaus der Stadt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Rovinj im Vertrag von Rapallo 1920 Italien zugesprochen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt dann 1943 von deutschen Truppen besetzt. Nach der Befreiung im Jahr 1945 wurde die Stadt zusammen mit dem Rest Istriens Jugoslawien zugeteilt. Dennoch hat sich bis heute eine große italienische Minderheit in Rovinj erhalten.

Stadtrundgang

Einen Stadtrundgang durch Rovinj (ital.: Rovigno) beginnt man am besten an der Hafenpromenade mit ihren zahlreichen Cafés und Restaurants. In der Mitte der Promenade, an der Nahtstelle zwischen Altstadt und Neustadt, öffnet sich der Trg Maršala Tito (Tito-Platz) mit einem Springbrunnen in der Mitte.

Rovinj: Uhrturm (2011)
Rovinj: Uhrturm (2011)

Der rote Uhrturm an der rechten Seite des Platzes wurde im 16. Jh. im Stil der Spätrenaissance mit einer kleinen Loggia errichtet. Er ist mit dem Relief eines Markuslöwen geschmückt.

An der linken Seite des Platzes gegenüber dem Uhrturm steht das im 17. Jh. erbaute Rathaus. Es wird von den Wappen venezianischer Adliger aus Rovinj geschmückt. Rechts daneben befindet sich der barocke Califfi-Palast, in dem heute das Stadtmuseum untergebracht ist. Es zeigt archäologische Funde aus der Umgebung, eine ethnografische Sammlung sowie eine Gemäldesammlung mit Werken deutscher und italienisher Meister aus dem 15.-19. Jh. sowie zeitgenössischer kroatischer Kunst.

Rovinj: Balbi-Tor (2011)
Rovinj: Balbi-Tor (2011)

Das Balbi-Tor (Luk Balbi) zwischen Rathaus und Califfi-Palast ist 1680 an der Stelle eines der sieben mittelalterlichen Stadttore errichtet worden. Es besteht aus grauen Steinquadern und wird von einem geflügelten Löwen, den Wappen der Familie Balbi und den Köpfen eines türkischen und eines venezianischen Händlers geschmückt. Von hier beginnt der Weg durch die Altstadt, der durch enge, zum Teil überwölbte Treppengassen - darunter auch die Galeriegasse Grisia, in der man allerlei Kunst und Kunsthandwerk erstehen kann - zum Gipfel der Insel führt.

Rovinj: In der Altstadt (2002)
Rovinj: In der Altstadt (2002)

Auf der Spitze der Insel steht die von Pinien umgebene, mächtige Domkirche Sv. Eufemija. Sie wurde 1736 von venezianischen Baumeistern anstelle einer altchristlichen Kirche aus dem 5./6. Jh. und einer romanischen Basilika aus dem 9./10. Jh. errichtet. Die dreischiffige Barockkirche besitzt einen schmalen, 65 m hohen Campanile mit einer Figur der Hl. Euphemia an seiner Spitze. Er wurde 1680 nach dem Vorbild von San Marco in Venedig geschaffen und ist der höchste Kirchturm in Istrien. Die neoklassizistische Marmorfassade wurde erst 1861 fertiggestellt.

Rovinj: Pfarrkirche Sv. Eufemija mit Campanile (2002)
Rovinj: Pfarrkirche Sv. Eufemija mit Campanile (2002)

Im Innern der Kirche sind mehrere bildgeschmückte Seitenaltäre zu sehen. Die drei Apsisaltäre wurden vorwiegend aus Carrara-Marmor gefertigt. Einer von ihnen ist der Stadtpatronin, der Hl. Euphemia, gewidmet, deren Sarkophag (5. Jh.) sich hinter dem Altar befindet. Die großen Wandgemälde zeigen Szenen aus der Euphemia-Legende. In der Sakristei gibt es einige Bilder von Tintoretto-Schülern.

Steigt man an der Nordseite der Altstadtinsel wieder hinab, gelangt man zum Trg Valdibora am ehemaligen Frachthafen der Stadt, an dem sich auch 1854 erbaute Schauspielhaus der Stadt befindet. Dominiert wird der Platz durch den Markt, auf dem täglich frischer Fisch, Obst, Gemüse und die Spezialitäten der Region angeboten werden.

Das Kriegerdenkmal zwischen dem Markt und dem Ufer nördlich der Altstadt wurde 1954 von Ivan Sabolić geschaffen. Es wirkt etwas fremd angesichts des beeindruckenden Anblicks, den die Altstadt von dieser Stelle aus bietet: Die mittelalterlichen Häuser wurden dicht gedrängt ohne einen Uferstreifen direkt am Meer oder auf kleinen Felsen errichtet und werden von der Kirche mit ihrem schmalen Campanile überragt.

Vom Marktplatz aus sind es nur wenige Schritte zurück zum Hafen auf der Südseite der Insel.

Rovinj: Ausflugs- und Fischereihafen (2011)
Rovinj: Ausflugs- und Fischereihafen (2011)

Nördlich des Trg Valdibora, an der Uferpromenade gegenüber der Altstadt, hat das Institut für Meeresforschung seinen Sitz. In seinem Erdgeschoss beherbergt es das 1891 eingeweihte Aquarium, das einen guten Eindruck von der Flora und Fauna der Adria vermittelt.

Auf einem kleinen Hügel oberhalb des Instituts befindet sich das im 18. Jh. im Barockstil errichtete Franziskanerkloster. In seinem Museum ist eine Sammlung von Skulpturen, Gemälden, Ikonen und Messgewändern zu sehen.

Rovinj: Blick auf die Bucht nördlich der Altstadt (2002)
Rovinj: Blick auf die Bucht nördlich der Altstadt (2002)

Das älteste Gebäude der Stadt befindet sich südlich vom Franziskanerkoster in der Nähe des Busbahnhofs am Trg na lokvi: Das siebeneckige spätromanische Baptisterium aus dem 12. Jh., das auch als Dreifaltigkeitskirche (Sv. Trojstvo) bekannt ist, besitzt ein Steinfenster mit einer Golgatha-Darstellung.

Der 52 ha umfassende Waldpark Zlatni rt (Goldkap) auf einem Kap südlich der Marina gilt als größter botanischer Garten Istriens. Er ist zusammen mit einigen kleineren Reservaten auf den vorgelagerten Inseln als Naturschutzgebiet ausgewiesen und bietet dem Besucher neben Einblicken in die Pflanzenwelt auch wunderbare Badestrände, Picknickwiesen, Spazier- und Radwege. Aus dem schon von den Römern genutzten Steinbruch Fantazija auf dem Kap stammt das Baumaterial für den Dogenpalast in Venedig.

Links: Stadt Rovinj.

Archipel von Rovinj

Das Archipel von Rovinj umfasst 22 kleinere, grüne Inseln, die der Stadt im Süden vorgelagert sind. Die wichtigsten Inseln sind Sv. Katarina und Crveni otok.

Die heutige Hotelinsel Sv. Katarina wurde vom 8. Jh. bis ins 18. Jh. von Mönchen bewohnt. 1898 kaufte Erzherzog Karl Stephan die Insel, und 1905 ließ der polnische Graf Milewski einen Park anlegen.

Crveni otok (Rote Insel) liegt etwa 1,5 Seemeilen südlich von Rovinj und ist in 20 Minuten mit dem Boot zu erreichen. Auf der Insel herrscht ein außerordentlich mildes Klima. Im 6. Jh. wurde auf der Insel eine Benediktinerabtei gegründet, die später von den Franziskanern übernommen wurde. Erst die Franzosen lösten das Kloster 1809 im Rahmen der Säkularisierung auf. Als der Triester Baron Ivan Georg Hütterodt 1890 das Kap Zlatni rt sowie die Inseln Crveni otok und Sv. Ivan aufkaufte, avancierte die Insel zu einem der beliebtesten Ziele der Donaumonarchie. Heute ist das Kloster in eine Hotelanlage einbezogen.

Etwa eine halbe Seemeile südlich von Crveni otok befindet sich das Riff "Sv. Ivan na pučini" (Heiliger Johannes auf hoher See), das seit 1853 durch einen Leuchtturm markiert wird. Er kann heute als Ferienwohnung für jeweils vier Personen gemietet werden.

An der Küste, etwa 6 km südlich von Rovinj, befindet sich die mit Eichen und Macchia bewachsene Landzunge Rt Guštinja und das Moor Polud. Das als Vogelreservat ausgewiesene Gebiet ist über einen Abzweig von der Landstraße nach Bale zu erreichen.

Auf den unbewohnten Inseln Dvije Sestrice (Zwei Schwesterchen) vor der Küste nisten Silbermöwen und die schwarzgrün glänzenden Kormorane.