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Oberstadt (Gornji Grad)

Zwischen den Siedlungen Kaptol und Gradec gab es früher einen kleinen Bach. Hier wurden über Jahrhunderte die Kämpfe zwischen den beiden rivalisierenden Siedlungen ausgetragen. Heute befindet sich hier die Tkalčićeva ulica, eine beliebte Café- und Restaurantmeile, die vor allem nach Feierabend von Einheimischen gern frequentiert wird.

Über eine Treppengasse gelangt man in die Oberstadt (Gornji Grad). Dabei durchquert man das Steinerne Tor (Kamenita Vrata), das als einziger Rest von der Stadtbefestigung aus dem 13. Jh. erhalten ist. Damals führten fünf Stadttore in die königliche Stadt hinein.

Im Jahre 1731 zerstörte ein Brand das Tor und die umliegenden Häuser. Dabei blieb nur ein Bild der Muttergottes mit Kind am Tor unbeschädigt. Seither gilt das Bild als wundertätig, und täglich kommen zahlreiche Gläubige, um hier ihre Kerzen zu entzünden.

Zagreb: Steinernes Tor (Kamenita vrata) (2003)
Zagreb: Steinernes Tor (Kamenita vrata) (2003)

Die Apotheke neben dem Steinernen Tor wurde bereits 1355 gegründet. Sie befindet sich zwar in einem Neubau aus dem 19. Jh., hat jedoch ihre alte Ausstattung behalten.

Oberhalb des Steinernen Tores führt die Opatička ulica nach rechts zum Institut für Kroatische Geschichte (Hrvatski institut za povijest). Der neobarocke Bau liegt in einem schmalen Garten hinter einem schmiedeeisernen Zaun. Er wurde von vornherein für diese Funktion konzipiert. Der Prunksaal, der so genannte "Goldene Saal", wurde mit Fresken zur Geschichte des Staates Kroatien ausgestattet, die von goldenen Stuckbordüren umgeben sind. Der Saal wurde in den letzten Jahren aufwändig restauriert.

Am nördlichen Rand der Oberstadt befindet sich das Museum der Stadt Zagreb (Muzej Grada Zagreba). Es entstand aus dem ehemaligen Kloster der Klarissinen, einem Turm aus dem 12. Jh. sowie einem alten Kornspeicher. Das Museum zeigt u.a. Plastiken vom gotischen Stefansdom sowie Figuren vom Barockportal und Barockaltäre aus der Markuskirche. In einem der Räume kann man auf eine eisenzeitliche Siedlung herabblicken, auf der nach mehreren Jahrhunderten ohne Besiedelung im 7. Jh. die Kroaten ihre Siedlung errichteten. Daneben sind zahlreiche Karten, Stadtansichten, Uniformen und Gemälde zu besichtigen.

Das Atelier Meštrović an der Mletačka ulica erinnert an den kroatischen Bildhauer Ivan Meštrović, der ab 1921 für längere Zeit als Direktor der Akademie der Schönen Künste in Zagreb lebte. Das Museum gibt einen umfassenden Einblick in das Lebenswerk des Künstlers.

Vom Atelier sind es nur wenige Schritte zum Markusplatz (Markov Trg), dem Hauptplatz der Oberstadt. In der Mitte des Platzes befindet sich die Markuskirche (Sv. Marka). Die ehemalige Pfarrkirche der Siedlung Gradec wurde um 1240 begonnen. Im Jahre 1256 erhielt sie in der Goldenen Bulle des Königs Bela IV. das Recht zugesprochen, am Gedenktag des Hl. Markus eine Messe zu seinen Ehren auszurichten.

Nach mehreren Umbauten erinnert die Kirche heute mit ihrem Aussehen an den Stephansdom in Wien. Besonders auffällig ist das Dach der Kirche, welches 1880 mit emaillierten Ziegeln in den kroatischen Nationalfarben blau, weiß und rot gedeckt wurde. Eingebettet sind zwei Wappen: Das linke wird aus den Wappen der drei Kronländer Kroatien, Slawonien und Dalmatien gebildet; das rechte zeigt das Stadtwappen von Gradec.

Die heutige Ausstattung der Kirche geht vor allem auf den Wiener Architekten Hermann Bollé zurück und wurde von Ivan Meštrović vollendet.

Zagreb: Kirche Sveti Marko (2009)
Zagreb: Kirche Sveti Marko (2009)

An der Ostseite des Markusplatzes steht der im Jahre 1908 errichtete Sabor, das kroatische Parlamentsgebäude. Ihm gegenüber befindet sich an der Westseite des Platzes der einstige Regierungssitz, der Hof des kroatischen Bans (Banski dvori). Der im 17. Jh. erbaute Ban-Palast dient heute als Residenz des Präsidenten.

Links vom Regierungssitz führt ein Weg zum Museum der Kroatischen Geschichte (Hrvatski Povijesni Muzej) an der Matoševa ulica. Es befindet sich im Barock-Palais der Familie Oršić-Rauch. Gezeigt wird eine Sammlung zur Geschichte des Staates mit zahlreichen Karten, Plänen und Stichen.

An der Südseite des Markusplatzes beginnt die nach den slawischen Aposteln Kyrill und Method benannte Ćirilometodska ulica. In ihr befindet sich die einzige griechisch-katholische Kirche der Stadt. Im Eckgebäude an der linken Seite der Straße ist ein steinerner Kopf eingemauert. Einer Legende zufolge stellt er den Anführer des Bauernaufstandes von 1573, Matija Gubec, dar.

Das zweite Haus auf der rechten Straßenseite war früher einmal das Rathaus der Stadt. Zwischen 1834 und 1897 war in dem Gebäude das kroatische Nationaltheater untergebracht. Heute wird es als Standesamt und für Tagungen genutzt.

Nur wenige Meter weiter befindet sich das Museum der Naiven Kunst (Hrvatski Muzej Naivne Umjetnosti). In seiner kleinen, aber dennoch alle wichtigen Künstler umfassenden Sammlung bietet es einen guten Überblick über diese für Kroatien typische Kunstrichtung. Direkt gegenüber, im Palais Kulmer an der Ecke zum Katharinenplatz, ist die Galerie Zeitgenössischer Kunst (Galerija Suvremene Umjetnosti) untergebracht.

An der südlichen Stadtmauer erreicht man den Katharinenplatz. Er wird im Osten von der Fassade der Katharinenkirche (Sv. Katarina) abgeschlossen. Sie wurde 1632 nach dem Vorbild der Kirche Il Gesú in Rom als Kirche des benachbarten Jesuitenklosters errichtet. Ihre heutige Ausstattung ist vorwiegend im Spätbarock entstanden. Neben dem Altar von 1762, der den gesamten Chor ausfüllt, sind vor allem die Fresken aus dem Jahre 1726 sehenswert.

Das ehemalige Jesuitenkloster nebenan wurde im Jahre 1606 erbaut. In dem zum Jesuitenplatz nach Süden hin ausgerichteten Gebäudekomplex, der auch unter dem Namen Klovićevski Dvori (Klović-Höfe) bekannt ist, finden heute wechselnde Ausstellungen statt, und im Innenhof wurde ein Freilufttheater eingerichtet. Sehr beliebt ist das Kaffeehaus im Eingangsbereich des Klosters.

Am Ende der Ćirilometodska ulica stand einst das Südtor der Stadt. Heute verlässt man hier die Oberstadt durch eine schmale Öffnung in der Stadtmauer. An der rechten Seite befindet sich der Lotrščak-Turm (Kula Lotrščak), von dem täglich pünktlich um 12 Uhr eine Kanone abgefeuert wird.

Zagreb: Zahnradbahn und Lotrščak-Turm (2003)
Zagreb: Zahnradbahn und Lotrščak-Turm (2003)

Vom Lotrščak-Turm aus führt nach links eine Treppengasse direkt zurück zum Jelačić-Platz. Unterwegs hat man einen schönen Ausblick auf die gründerzeitliche Stadt. Alternativ kann man den Abstieg zur Unterstadt mit der Zahnradbahn bewältigen. Sie endet in der Tomićeva ulica, von der man in wenigen Minuten über die Haupteinkaufsstraße Ilica ebenfalls wieder den Jelačić-Platz erreicht.

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