Piran
Piran (6000 Einwohner) liegt am südlichen Ausgang des Golfs von Triest etwa 20 km westlich von Koper an der slowenischen Riviera. Die Altstadt ist auf einem weit in das Meer hineinragenden Felsen errichtet, der sich landeinwärts zu einem Hügel emporschwingt.
Diese besondere Lage, das einheitliche Stadtbild der autofreien Altstadt sowie die mediterrane Atmosphäre, die von den engen Gassen und der schönen Uferpromenade ausgehen, machen Piran zur wohl schönsten Stadt an der slowenischen Küste.
Piran: Blick von der Kirche Sv. Jurij auf die Altstadt (2011)
Bademöglichkeiten gibt es im Bereich der Stadt nur zwischen den Felsen an der Landzunge Punta. Besser sieht es am Kiesstrand in der Bucht Fiesa nordöstlich der Altstadt aus, wo auch ein Hotel und ein Campingplatz zu finden sind.
Geschichte
Bereits zur Zeit der griechischen Besiedlung gab es auf der Halbinsel ein Leuchtfeuer, das Schiffen den Weg zur Siedlung Aegida (Koper) wies. Auf dieses Feuer geht wohl auch der Name des Ortes zurück (griech. Pyr = Feuer).Im 7. Jh. wird Piran erstmals als byzantinische Siedlung erwähnt. Zu dieser Zeit gab es in Istrien wiederholt Einfälle von Slawen. Ihr Einfluss wuchs, als Istrien am Ende des 8. Jhs. von den Franken besetzt wurde, vor allem in der Landbevölkerung. Im Gegenzug dazu suchten die freien Städte ab dem 10. Jh. Schutz in der aufstrebenden Seemacht Venedig.
In der zweiten Hälfte des 13. Jhs. begann Venedig mit der Eroberung der istrischen Städte. So fielen Koper (1279), Izola (1280) und schließlich auch Piran (1283) unter venezianische Herrschaft. Piran entwickelte sich zu einem wichtigen Handelsplatz für Öl, Getreide, Holz, Wein und vor allem Salz aus den Salinen von Sečovlje.
Nach dem Ende der Republik Venedig wurde Piran 1797 von Österreich besetzt. 1805-1813 folgte die französische Herrschaft, der Piran wichtige Veränderungen in der Verwaltung zu verdanken hat. Danach stand die Stadt bis zum Ende des 1. Weltkriegs wieder unter österreichischer Verwaltung. In dieser Zeit erlebte sie, vor allem aufgrund der Wiederbelebung der Salzproduktion in Sečovlje, eine neue Blütezeit.
Mit dem Vertrag von Rapallo (1920) fiel Istrien an Italien. Es folgte eine strenge Italianisierungspolitik, und die slowenische Sprache wurde in der Öffentlichkeit verboten.
Im 2. Weltkrieg musste Italien 1943 vor Deutschland kapitulieren. Damit fiel auch Istrien für zwei Jahre an Deutschland. Nach dem Krieg war die Region um Triest wieder zwischen Italien und Jugoslawien umstritten. Das Gebiet wurde daher unter UN-Verwaltung in zwei Zonen aufgeteilt. Piran gehörte dabei der südlichen Zone B an, die den westlichen Teil von Istrien bis zur Mirna umfasste. Erst im Londoner Abkommen von 1954 wurde das Freie Territorium Triest aufgelöst und die Zone B offiziell Jugoslawien angegliedert.
Heute liegt Piran im Grenzgebiet zu Kroatien. Noch immer ist der genaue Verlauf der Grenze, vor allem in der Bucht von Piran, zwischen den beiden Staaten umstritten.
Sehenswertes
Das Zentrum der Stadt bildet der Tartini-Platz (Tartinijev Trg) in der Nähe des Hafens. Er trägt seinen Namen nach dem berühmten Geiger und Komponisten Giuseppe Tartini (1692-1770), der in Piran geboren wurde. Das Denkmal auf dem Platz wurde 1896 vom venezianischen Bildhauer Antonio dal Zotta geschaffen. Das Geburtshaus des Tartinis befindet sich an der Ostseite des Platzes. Eine Gedenktafel und ein Gedenkzimmer im ersten Stock des Hauses erinnern an den großen Geiger.
Piran: Tartini-Platz mit Blick zur Kirche Sv. Jurij (2002)
Rechts neben dem Geburtshaus Tartinis steht die 1818 von Pietro Nobile im neoklassizistischen Stil erneuerte Kirche Sv. Petar. Das Portal-Relief ist ein Werk des Venezianers Antonio Bosa. Das Altarbild " Die Himmelskönigin" stammt von Polidor Lanziani, einem Schüler des venezianischen Malers Tizian.
An der Nordostecke des Platzes befindet sich der im 15. Jh. errichtete venezianische Palast. Der gut erhaltene Palazzo mit Spitzbogenfenstern, Eckbalkon und Skulpturenschmuck aus Marmor gilt als besonders gelungenes Beispiel für die venezianische Gotik in der östlichen Adria. Zwischen den Fenstern befindet sich das Bild eines Löwen. Er hät ein Spruchband mit der Aufschrift "Lassa pur dir" (Lass sie nur reden) zwischen seinen Pranken. Damit wollte der Erbauer des Hauses, ein venezianischer Kaufmann, all diejenigen anprangern, die über ihn und seine Geliebte, für die er das Haus bauen ließ, tratschten.
Die Nordseite des Tartini-Platzes nimmt das 1879 erbaute Neue Rathaus ein. Es ist im Stil des Historismus mit einer Tempelfassade ausgestattet. Rechts daneben, etwas zurückgesetzt, befindet sich die Stadtgalerie.
Piran: Rathaus (2011)
Am westlichen Rand des Platzes befinden sich gleich mehrere mächtige Paläste: Das Rathaus wurde 1878 im Stil der Wiener Repräsentationsbauten als neoklassizistisches Bauwerk errichtet. Der Justizpalast direkt daneben wurde 1874 ebenfalls im Stil der Neorenaissance umgebaut. In ihm ist seitlich, zum Hafen hin, das frühere Stadttor des Hl. Georg aus dem 17. Jh. integriert. Zu venezianischer Zeit diente das Gebäude als Getreidelager und Pfandhaus. Daran erinnern die Inschriften "Nostris tuta manes precibus pyrranea telus" (Nach unseren Gebeten wirst du sicher sein, Erde von Piran) und "Aliger ecce leo terras mare sidera corpo" (Siehe den geflügelten Löwen, nach der Erde, dem Meer und den Sternen greifend) auf den Fahnenmasten vor dem Palast, die man damals auch als Zollmaß für Holz und Stoffe nutzte.
An der Südseite des Platzes, gegenüber dem venezianischen Palast, befindet sich das Kaffeehaus Kavarna Galerija Tartini, in dem auch die Stadtgalerie (Mestna galerija) untergebracht ist. Sie ist ein beliebter Treffpunkt für die einheimischen Künstler.
Südlich des Platzes, am kleinen Hafenbecken ("Mandrac"), steht das Palais Gabrielli, das im 19. Jh. als repräsentatives Gebäude mit einer Tempelfassade errichtet wurde. Es beherbergt das Slowenische Marinemuseum (Pomorski muzej Sergej Mašera) mit Exponaten zu Seefahrt, Fischerei und Salzgewinnung, sowie Sammlungen zur Geschichte der Region. Sehenswert sind vor allem die aus dem 18. Jh. stammenden großen Modelle von venezianischen und österreichischen Segelschiffen.
An der Nordwestseite des inneren Hafenbeckens befinden sich eine kleine Fischhalle ein Trödelmarkt und das Aquarium von Piran, in dem mehr als 40 heimische Fischarten zu sehen sind. Das im 19. Jh. errichtete Tartini-Theater mit einer schönen Neorenaissance-Fassade besitzt auch eine Cafébar mit Terrasse, von der man einen schönen Ausblick auf das Meer genießt.
Zwischen Palazzo und Stadtgalerie führen steile Treppengassen zur Pfarrkirche Sv. Jurij hinauf, die auf einem Hügel nördlich vom Tartini-Platz die Stadt überragt. Die einschiffige Kirche wurde bereits im 14. Jh. errichtet, jedoch im 17. Jh. im Barockstil großzügig erweitert. Geplant in einer Blütezeit der Stadt ging später jedoch das Geld aus, so dass die Fassade der Kirche relativ schlicht ausfiel. Auch der Innenraum hat neben einem 2,50 m hohen Kruzifix, einigen Holz- und Silberplastiken sowie ein paar Gemälden italienischer und holländischer Maler des 17-19. Jh. kaum Sehenswertes zu bieten. Der schlanke Glockenturm wurde 1608 nach dem Vorbild des Campanile von San Marco in Venedig errichtet. Er wird von einer Skulptur des Hl. Georg gekrönt. Im 1650 errichteten achteckigen, von einer Kuppel überdachten Baptisterium hinter der Pfarrkirche wurde ein römischer Sarkophag als Taufbecken umfunktioniert.
Wählt man für den Aufstieg zur Pfarrkirche den östlich verlaufenden Fahrweg, so kommt man an den kleinen Kirchen Sv. Marija Tolažnica (Maria Trösterin) und Sv. Marija Snežna (Maria Schnee, 1404) vorbei. Letztere beherbergt eine Galerie von Ölgemälden, die im 17. Jh. von einem Meister aus Motovun geschaffen wurden.
Piran: Kirche Sv. Marija Snežna (2011)
Hinter den beiden Kirchen, am östlichen Rand der mittelalterlichen Altstadt, befindet sich das Franziskanerkloster, das zu Beginn des 14. Jhs. errichtet und um 1700 barockisiert wurde. Die schlichte Klosterkirche beherbergt ein Renaissance-Ziborium aus dem 16. Jh. sowie eine hölzerne Kanzel mit Stilelementen aus Gotik und Renaissance. Die "Madonna mit dem Kind und franziskanischen Heiligen" wurde von einem Schüler Paolo Veroneses gemalt. Weitere Gemälde werden venezianischen Malern wie Jacopo Tintoretto, Palma il Giovane und Bonifacio Pitatti zugeschrieben. Sehenswert ist auch der nach dem 2. Weltkrieg restaurierte Kreuzgang im Renaissance-Innenhof zwischen der Kirche und dem Kloster, in dem im Sommer die Musikabende von Piran (Piranski glasbeni večeri) stattfinden.
Steigt man von der Pfarrkirche in nördlicher Richtung in die Altstadt hinab, so gelangt man auf den Platz des 1. Mai (Trg 1. Maja), dem einstigen Hauptplatz von Piran, der Ende des 18. Jhs. angelegt wurde. Das Barockensemble besteht aus zwei Brunnen, zu denen eine breite Treppe hinaufführt. Sie wird von zwei Frauenfiguren flankiert, die die Personifizierung von Gesetz und Gerechtigkeit darstellen.
Piran: Platz des 1. Mai (2011)
Am nördlichen Ende der Landzunge Punta, auf der sich die Altstadt ausbreitet, erreicht man den im 19. Jh. errichteten neogotischen Leuchtturm. Daneben befindet sich die kleine Kirche Sv. Klement, die ihr heutiges Aussehen im 18. Jh. erhielt. Von hier aus kann man entlang der Uferpromenade zurück zum Hafen flanieren. Dabei laden zahlreiche Cafés und Restaurants zum Verweilen ein.
Von der Stadtbefestigung aus dem 15. und 16. Jh., die einst die reiche Hafenstadt vom Festland abriegelte, sind in der Altstadt nur noch das Delphin-Tor (Porta Dolfin) westlich des Tartini-Platzes und die im Renaissance-Stil errichtete Porta Marciana im gleichnamigen Stadtteil südöstlich des Platzes erhalten. Größere Teile der mittelalterlichen Stadtmauer stehen noch auf einer Anhöhe östlich der Altstadt. Die eindrucksvolle Mauer mit ihren sieben zinnenbewehrten Türmen - von denen einige auch bestiegen werden können - erinnert an die Stadtmauern norditalienischer Städte.
Piran: Stadtmauer (2002)
Links: Gemeinde Piran, Piran bei Muggia-Info.