flag    Motovun, Oprtalj


Motovun

Motovun (600 Einwohner) gilt als gut erhaltenes Musterbeispiel eines venezianischen Festungsortes im Binnenland von Istrien. Die Stadt befindet sich umgeben von Eichenwald, Obstwiesen und Weingärten auf einer 277 m hohen Hügelkuppe hoch über dem mittleren Mirnatal, das sich von Buzet im Osten bist Novigrad an der Westküste Istriens erstreckt. Früher verlief durch dieses Tal der wichtigste Handelsweg der Halbinsel, und das Holz aus den Wäldern der Umgebung war eine sichere Einnahmequelle für die Stadt.

Motovun: Ansicht von Süden (2012)
Motovun: Ansicht von Süden (2012)

Heute liegt Motovun (ital.: Montana) abseits der großen Verkehrswege an der Nebenstraße von Buzet (17 km entfernt) nach Buje (ca. 20 km entfernt). Viele Einwohner sind in der Vergangenheit an die Küste abgewandert, so dass die Stadt nur noch wenige Einwohner zählt und einige der historischen Häuser zu verfallen beginnen. Dennoch gilt die Stadt als eines der bedeutendsten Stadtensembles aus venezianischer Zeit in Istrien.

Geschichte

Aufgrund seiner Lage gab es auf dem Stadthügel von Motovun bereits in vorchristlicher Zeit eine Fluchtburg. Die erste größere Siedlung entstand jedoch erst im frühen Mittelalter.

Im 10. Jh. errichteten die Patriarchen von Aquileia in Motovun ein Kastell, von dem aus sie das Mirnatal überwachen konnten. Etwas später fiel die Stadt in den Einflussbereich der mächtigen Bischöfe von Poreč, die sich bis ins 13. Jh. immer wieder mit den Patriarchen von Aquileia abwechselten.

Ab 1278 herrschten die Venezianer in der Stadt, die sie zum Schutz mit mächtigen Festungsmauern umgeben ließen. Als einige Zeit später unterhalb der Festung und des alten Ortskerns eine Vorstadt entstand, wurde auch diese von Mauern umgeben. Die heutige Vorstadt entstand ab dem 18. Jh., als diese Unterstadt abermals zu klein wurde.

Motovun: Ansicht von Westen (2011)
Motovun: Ansicht von Westen (2011)

Nach dem Untergang der Republik Venedig (1797) fiel Motovun, das in seiner Blütezeit bis zu 5000 Einwohner zählte, wie ganz Istrien unter die Herrschaft Österreichs und verlor bald an Bedeutung. Vor allem im 20. Jh. verließen zahlreiche Einwohner die Stadt auf der Suche nach Arbeit. Seit einigen Jahren haben sich jedoch einige Kunsthandwerker im alten Stadtkern angesiedelt um den Ort neu zu beleben. An seine einstige Größe kommt das heute eher ruhige Motovun damit aber nicht heran.

Sehenswertes

Über eine schmale Serpentinenstraße gelangt man zu den Toren der venezianischen Altstadt. Spätestens hier sollte man sein Auto abstellen, denn die engen Gassen im alten Ortskern sind kaum für den heutigen Verkehr geeignet, und nur zu Fuß erschließt sich der Reiz der venezianischen Festungsanlage in vollem Ausmaß.

Nach wie vor beeindruckend ist das größtenteils erhaltene Befestigungssystem der Stadt mit zahlreichen Türmen und Toren. Es besteht aus einem im 16.-17. Jh. errichteten äßeren und einem bereits im 13.-14. Jh. entstandenen inneren Mauerring. Von der bis zu 15 m hohen, begehbaren inneren Stadtmauer hat man einen weit reichenden Ausblick auf die Umgebung von Motovun mit ihren fruchtbaren Weingärten in denen die Reben für die Motovuner Weine - vom Teran über den Pinot bis hin zum Malvazija - gedeihen und den wegen seines Trüffelreichtums unter besonderem Schutz stehenden Eichenwäldern bis hin zu den Gebirgszügen Učka im Osten und Ćićarija im Norden.

Motovun: Äußeres Stadttor (2011)
Motovun: Äußeres Stadttor (2011)

Durch den im 14. Jh. errichteten mächtigen Renaissance-Stadtturm mit einem Doppeltor und den Wappen mehrerer bedeutender Patrizierfamilien gelangt man auf den sog. äußeren Platz zwischen den beiden Mauerringen. War die Vorstadt außerhalb der Stadtmauer vorwiegend barock und klassizistisch geprägt, so hat man nun die in der Zeit der venezianischen Renaissance errichte Unterstadt betreten, was sich besonders gut an der im 17. Jh. errichteten Stadtloggia erkennen lässt, die sich an die westliche Stadtmauer anlehnt.

Motovun: Inneres Stadttor (2011)
Motovun: Inneres Stadttor (2011)

Durch ein gotisches Stadttor gelangt man vom äußeren Platz auf den Hauptplatz des einstigen Kastells an der Spitze des Hügels. Das zwischen dem 14. und 17. Jh. entstandene Ensemble auf dem Platz wird durch den zinnengekrönter, viereckigen Glockenturm aus dem 13. Jh. überragt, der früher als Ausguck diente. Heute gehört der freistehende Glockenturm zur Kirche Sv. Stjepan, die um 1600 nach Plänen des venezianischen Architekten Andrea Palladio errichtet wurde.

Motovun: Wehrturm und Kirche (2011)
Motovun: Wehrturm und Kirche (2011)

Im Zentrum des Platzes befindet sich ein Brunnen mit Zisterne, der im 15 Jh. gebaut wurde. Er wird von einem Stadtwappen geziert.

An der südlichen Ecke des Platzes befindet sich der Polesini-Palast, in dem sich heute das Hotel Kaštel befindet. Der heute vom Restaurant des Hotels genutzte Innenhof ist von Kastanien umgeben.

Weitere wichtige Gebäude sind das im 13. Jh. erbaute, später aber mehrfach umgestaltete Rathaus sowie das ehemalige Stadtgefängnis an der Nordseite des Platzes, in dem heute alljährlich die internationale Sommerschule für Architektur (Ljetna škola arhitektura) stattfindet.

Die weiteren, meist schlichten und zum Teil etwas wehrhaft anmutenden Bürgerhäuser entstanden vorwiegend zwischen dem 14. und 17. Jh. und sind heute oftmals unbewohnt und dem Verfall ausgesetzt.

Rakotule

Etwa 9 km südwestlich von Motovun, in der Hügellandschaft südlich der Mirna, befindet sich das kleine nur aus wenigen Häusern bestehende Dorf Rakotule. Der Ort wird von Feldern, Weingärten und Streuobstwiesen umgeben und ist von der Straße nach Pazin zu erreichen, indem man in der Ortschaft Karojba in Richtung Poreč abbiegt.

Bekannt ist Friedhofskirche Sv. Nikola, die eine Motovuner Adelsfamilie zu Beginn des 14. Jhs. errichten ließ. Das einschiffige, romanische Bauwerk birgt in seinem Innern gotische Fresken, die ebenfalls im 14. Jh. von zwei italienischen Malern aus dem Umfeld von Giotto geschaffen wurden.

Vižinida

Das Provinzstädtchen Vižinida an der Hauptstraße von Koper nach Pula, etwa 13 km westlich von Motovun gelegen, besitzt einen außergewöhnlich großen Dorfplatz mit einem barocken Brunnen. Der Platz wird von der klassizistischen Pfarrkirche dominiert, die im 19. Jh. auf einem romanischen Vorgängerbau errichtet wurde.

Oprtalj

Das kleine Städtchen Oprtalj (ca. 100 Einwohner) liegt etwa 10 km nördlich von Motovun auf einem 378 m hohen Hügel am gegenüberliegenden Ufer der Mirna. Von Motovun schlängelt sich eine kurvenreiche Straße zu dem Ort hinauf, von dem aus man einen herrlichen Ausblick auf das Mirnatal und die Umgebung hat.

Oprtalj (ital.: Portole) wurde um 1490 von den Venezianern befestigt. Obwohl das Renaissance-Städtchen im 2. Weltkrieg stark gelitten hat, was man noch heute an den Ruinen einiger Wohnhäuser erkennen kann, hat Oprtalj weitgehend sein mittelalterliches Stadtbild mit gepflasterten, teilweise überwölbten Gassen, sonnigen Plätzen und schönen Innenhöfen bewahren können.

Oprtalj (2012)
Oprtalj (2012)

Über die von Zypressen gesäumte Zufahrtsstraße gelangt man durch das Stadttor in das Zentrum des Ortes. Gleich am Ortseingang befindet sich die Loggia aus dem 17. Jh. mit einem Lapidarium, sowie die im 16. Jh. erbaute Kapelle Sv. Rok.

In der Mitte des Ortes steht die spätgotische Kirche Sv. Juraj mit ihrem hoch aufragenden, freistehenden Glockenturm. Sie wurde 1526 errichtet und bis ins 18. Jh. mehrfach umgebaut. In ihrem Innern befinden sich wertvolle Altäre und Gemälde aus der Werkstatt des berühmten Künstlers Vittore Carpaccio, darunter eine "Maria im Rosenhag" sowie eine "Heilige Dreifaltigkeit".

Auch die Feldkapellen unterhalb des mittelalterlichen Stadtmauerrings sind mit bemerkenswerten Fresken istrischer und venezianischer Wanderkünstler ausgestattet: In der Bruderschaftskirche Sv. Marija stammen einige Fresken vom bekannten Maler Clerigin aus Koper. Weitere Fresken - u.a. von Anton aus Padua - befinden sich in der Kirche Sv. Leonardo, in der kleinen Kirche Sv. Rok nahe dem Stadttor sowie in der romanischen Kirche Sv. Jelena, etwa 1 km außerhalb des Ortes an der Straße nach Motovun.

Zrenj

Etwa 4 km nordöstlich von Oprtalj gelangt man in den kleinen Ort Zrenj. Er liegt auf einer Höhe von 472 m und gilt damit als das höchstgelegene Hügelstädtchen Istriens. Das uralte Dorf wird von einigen Historiker für das spätantike Stridone gehalten, dem Geburtsort des Kirchenvaters Hieronymus (ca. 347-420), der die Vulgata, die erste lateinische Bibelübersetzung, verfasst hat.

Istarske Toplice

Etwa 10 km nordöstlich von Motovun befindet sich das Heilbad Istarske Toplice mit einem kleinen, sehr einfach ausgestatteten Thermalbad. Die schwefel- und mineralhaltigen, radioaktiven Quellen des Ortes wurden bereits von den Römern entdeckt und etwa seit dem 14. Jh. für Heilzwecke genutzt.

In der Umgebung des Ortes verengt sich das Mirnatal zu einem Canyon, der als Željezna Vrata (Eisernes Tor) bezeichnet wird. Die fast 100 m hohe Felswand "Gorostas" direkt hinter dem Thermalbad ist heute vor allem bei Sportkletterern beliebt.

Die am nordöstlichen Rand des Motovuner Waldes gelegenen Dörfer in der Umgebung von Istarske Toplice - vor allem Livade und Gradinje - sind für ihre Trüffel- und Pilzfeste im Herbst und für ihre guten Trüffelrestaurants bekannt.