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Koper (25000 Einwohner) ist die nördlichste Stadt auf der Halbinsel Istrien und wird daher oft auch als "Tor zu Istrien" bezeichnet. Die Hafenstadt liegt nur etwa 20 km südlich von Triest und 13 km von der italienischen Grenze entfernt im slowenischen Teil von Istrien.

Als einziger Seehafen Sloweniens ist Koper ein wichtiges Handelszentrum. Industrie- und Hafenanlagen bestimmen das Bild der Stadt. Dem Tourismus fällt nur eine untergeordnete Rolle zu. Dennoch kann sich die Altstadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten sehen lassen.

Geschichte

Bereits in prähistorischer Zeit lebte in der Umgebeung von Koper der illyrische Stamm der Histrer. Später gründeten die Griechen auf einer kleinen Insel vor der Küste die Siedlung Aegida. Sie wurde während der Römerherrschaft ab 178 v.Chr. zu einem befestigten Stützpunkt ausgebaut und hieß fortan Justinianopolis.

Nach dem Untergang Roms (476) begann die Völkerwanderungszeit, in der byzantinische, langobardische und fränkische Herrscher folgten. Im 11. Jh. wurde Koper von Kaiser Konrad II. die städtische Selbstverwaltung zugestanden.

1279-1797 stand Koper unter venezianischer Herrschaft und wurde bald Verwaltungszentrum für das gesamte venezianische Istrien (ital.: Caput d'Istria). Bald erlebte Capodistria, das "Haupt Istriens", wie die Stadt fortan genannt wurde, einen starken Aufschwung und wurde somit zur Konkurrenz für das benachbarte Triest. Als Triest 1719 den Status eines Freihafens erhielt, verlor Koper aber rasch wieder an Bedeutung.

Nach dem Untergang der Republik Venedig (1797) gehörte Koper, nur unterbrochen durch die französische Besetzung (1805-1806 und 1809-1813) bis zum Ende des 1. Weltkriegs zu Österreich. Obwohl auch slowenische Schulen und Institutionen gegründet wurden, nahm in dieser Zeit der Einfluss der italienischen Bevölkerung stark zu.

Am Ende des 1. Weltkriegs fiel Koper an Italien. Unter Mussolini folgte eine Zeit der Zwangsanpassung, in der viele slowenische Einrichtungen geschlossen wurden.

Nach der Kapitulation Italiens im 2. Weltkrieg gehörte die Stadt ab 1943 zu Deutschland. Am Ende des Krieges war die Region um Triest wieder zwischen Italien und Jugoslawien umstritten. Daher wurde sie unter UN-Aufsicht gestellt und in zwei Zonen aufgeteilt. Koper gehörte dabei der südlichen Zone B an, die auch den gesamten westlichen Teil Istriens bis zur Mirna umfasste. Erst 1954 wurde das Freie Territorium Triest im Londoner Abkommen aufgelöst und die Zone B - bis dahin unter jugoslawischer Militärverwaltung - offiziell Jugoslawien angegliedert.

In den 1950er und 1960er Jahren erlebte die Stadt einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, obwohl die Konkurrenz durch andere Hafenstädte in Jugoslawien groß war.

Stadtrundgang

Die Altstadt von Koper wurde in Form eines Halbkreises auf einem Hügel errichtet, der ursprünglich eine Insel war. Die engen Gassen steigen von Süden her steil zum zentralen Tito-Platz (Titov Trg) an. Im Norden fällt die Stadt steil zum Hafen hin ab. Die gut erhaltene historische Anlage der Stadt mit ihren schmalen Gassen bildet ein eindrucksvolles und stimmungsvolles Ensemble mit mediterranem Flair.

Koper: Stadttor Muda (2009)
Koper: Stadttor Muda (2009)

Das Stadttor Muda ("Maut-Tor") am Südrand der Altstadt ist der einzige Rest der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die aus zwölf Toren und einem doppelten Mauerring bestand. Das 1516 von Sebastian Contorini aus weißem istrischen Stein erbaute Tor wird auf der Innenseite von Löwenköpfen, Sonnengesichtern, den Wappen von Venedig und Koper sowie Reliefs und Inschriften aus dem 18. Jh. geziert.

Der Prešernov Trg direkt hinter dem Tor wird durch den Fontana da Ponte (Pontejev vodnjak) dominiert. Der Brunnen in Form venezianischer Brücken wurde 1666 von Lorenzo da Ponte geschaffen.

Vom Prešernov-Platz führt die leicht ansteigende Ladengasse Župančičeva in die verwinkelte Altstadt südlich des Hauptplatzes, in der früher vor allem Handwerker, Händler und venezianische Kaufleute lebten. Das romanisch-gotische Haus in der Valsorjeva-Gasse wurde im 13. Jh. errichtet und beherbergte einst das Tribunal Vecchio (Altes Gericht). Heute dient es als Bierlokal. In der Agrarne-Reforme-Gasse kann man noch die Mauerreste des gotischen Verzi-Palastes aus dem 15. Jh. entdecken, der nach dem Vorbild der Ca' Foscari in Venedig erbaut wurde. An der Ecke Čičeva/Čevljarska befindet sich das Geburtshaus des venezianischen Enzyklopädisten Gian Rinaldo Carli (1720-1795). In der Haupteinkaufsstraße, der čevljarska (Schustergasse), befindet sich der im 15. Jh. errichtete Almerigogno-Palast mit seiner schönen spätgotischen Fassade.

Koper: Prätorenpalast (2009)
Koper: Prätorenpalast (2009)

Der Tito-Platz (Titov Trg) bildet zusammen mit dem Brolo Trg das Zentrum der Altstadt. Hier befinden sich die meisten historischen Gebäude:

Koper: Stadtloggia (2012)
Koper: Stadtloggia (2012)

Östlich der Kathedrale schließt sich der Brolo Trg mit zwei schönen Brunnen von 1485 an. An ihm stehen mehrere Gebäude, die vom italienischen Barock geprägt sind:

Koper: Fontik (2009)
Koper: Fontik (2009)

Koper: Kirche Sv. Jakov (2009)
Koper: Kirche Sv. Jakov (2009)

Vom Brolo-Platz gelangt man über die Cankarjeva ulica in das früher vorwiegend von Fischern und Bauern bewohnte östliche Viertel der Altstadt. Hier steht das 1698 errichtete "Collegio dei Nobili", in dem heute das italienische Gymnasium untergebracht ist. In der Dijaška-Gasse befindet sich die sog. Elias-Rotunde, die aus dem 11. Jh. stammende, älteste Taufkapelle in Koper.

Die 1513 erbaute Kirche Sv. Ana am Destradijev Trg am östlichen Rand der Altstadt besitzt kunstvoll geschnitzte Chrorbänke sowie mehrere Gemälde von Benedetto Carpaccio, dem Sohn des berühmten Vittore Carpaccio. Das Bild über dem Hauptaltar zeigt eine Darstellung von vier Heiligen.

Westlich des Tito-Platzes, in der Kidrićeva ulica, steht der im 16. Jh. erbaute Palast Belgramoni-Tacco. Er beherbergt das Stadtmuseum von Koper (Pokrajinski muzej Kopra) mit archäologischen Funden aus 2500 Jahren Stadtgeschichte, Steinmetzarbeiten und einer Gemäldesammlung.

Am westlichen Ende der Altstadt, am gleichnamigen Platz, steht das im 14. Jh. erbaute Carpaccio-Haus, das einst im Besitz der Familie Carpaccio war. Es wird angenommen, dass der berühmte Renaissance-Maler Vittore Carpaccio im frühen 15. Jh. hier geboren wurde.

Koper: Carpaccio-Haus (2009)
Koper: Carpaccio-Haus (2009)

Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes befindet sich die alte Markthalle, die früher als Salzlager genutzt wurde. Heute ist hier - wie im Carpaccio-Haus - ein Restaurant untergebracht. Die Säule der Hl. Justina in der Mitte des Carpaccio-Platzes soll an die Schlacht von Lepanto (1571) erinnern, bei der Koper mit einer Galeere an der Seite Venedigs gegen die Türken kämpfte.

Umgebung

Da die Stadt stark durch Industrie- und Hafenanlagen geprägt ist, gibt es in Koper selbst keine Bademöglichkeiten. Den nächsten felsigen Strand findet man an der Küstenstraße in Richtung Izola.

Auch Ankaran (2700 Einwohner), etwa 10 km nördlich von Koper und nur 3 km von der italienischen Grenze entfernt, bietet gute Bademöglichkeiten. Der Ort liegt auf der Südseite der Landzunge Milje und besitzt neben einem mehrere Kilometer langen Strand auch einen Campingplatz. Mit zahlreichen Restaurants, Hotels und Ferienanlagen ist der Ort gut auf Tourismus eingestellt.

Das kleine Bauerndorf Osp im hügeligen Hinterland nordwestlich von Koper hat sich seit einigen Jahren zu einem Zentrum für Kletterbegeisterte entwickelt. Der Ort am Südrand des bis zu 700 m hohen Kalkplateaus Kras (Karst) ist für seine Kalkwände bekannt, die durch den Einsturz einer Karsthöhle entstanden sind. Hier gibt es 90 anspruchsvolle Kletterrouten. Ebenfalls beliebt sind die Kalkwände von Mišja Peč (93 Routen) sowie im Podgorski Kras nördlich von Črni Kal (113 Routen).

Etwa 6 km nordwestlich von Črni Kal, fast an der italienischen Grenze, befindet sich die Burg Socerb. Sie wurde auf 389 m Höhe über dem Golf von Triest errichtet und gilt als einer der schönsten Aussichtspunkte Istriens. In der bewohnten Burg befindet sich auch ein Restaurant.

Hrastovlje, 25 km östlich von Koper im Landesinnern gelegen, ist für seine romanische Pfarrkirche bekannt. Man erreicht den Ort von der Straße Koper - Buzet, von der man ca. 2 km vor der Ortschaft Kubed nach links abbiegt. Von hier sind es noch etwa 2 km bis zur Kirche am Ostrand von Hrastovlje.

Die im 12. und 13. Jh. erbaute dreischiffige Dreifaltigkeitskirche (Sv. Trojice) wurde im 16. Jh. mit einer hohen Wehrmauer befestigt. Ihre Wände sind mit einem gotischen Freskenzyklus ausgemalt, auf dem Szenen aus der Schöpfungsgeschichte und aus dem Leben Jesu, Aposteldarstellungen sowie personifizierte Darstellungen der zwölf Monate zu sehen sind.

Besonders beachtenswert sind die Fresken im unteren Teil der Südwand: Sie zeigen wie der personifizierte Tod Menschen unterschiedlichen Alters und Ranges an die Hand nimmt. Die Fresken entstanden um 1490, als Europa von schweren Seuchen heimgesucht wurde. Der Maler Ivan aus Kastav wollte mit ihnen zum Ausdruck bringen, dass der Tod ohne Unterschied jeden ereilen kann. Zusammen mit vergleichbaren Darstellungen in der Kirche von Beram und in Pazin stellen die Fresken die bedeutendsten Wandmalereien in Istrien dar.

Links: Stadt Koper, Koper bei Muggia-Info.