NP Plitvička jezera
Der Nationalpark Plitvička jezera (Plitwitzer Seen) liegt in der östlichen Lika zwischen den Bergketten Mala Kapela und Lička Plješevica nur etwa 20 km von der Grenze zu Bosnien-Herzegowina entfernt. Der Park befindet sich direkt an der alten Hauptstraße, die Zagreb mit der dalmatinischen Küste verbindet, und ist von Karlovac (ca. 90 km) in etwa einer Stunde zu erreichen. Von der Küstenstraße zweigen Straßen bei Senj und Karlobag ins Landesinnere ab.
Der 194 km2 große Nationalpark Plitwitzer Seen umfasst 16 unterschiedlich große, wie Perlen aufgereihte Seen, die auf einer Gesamtlänge von 8 km den Oberlauf des Flusses Korana bilden. Bei einem Gesamtgefälle von mehr als 120 m muss das Wasser dabei über 30 natürliche Barrieren und Terrassen überwinden.
Die oberen 12 Seen liegen in einer Höhe von 636 m bis 534 m und sind zum Teil von dichten Buchenwäldern umgeben. Der größte See, der Kozjak-See ist dabei bis zu 46 m tief. Die unteren Seen befinden sich auf einer Höhe von 532 m bis 503 m in einem 70-90 m tiefen Canyon, der durch den Einsturz eines Höhlensystems entstanden ist. Sie sind vorwiegend von niedriger Vegetation umgeben.
See | Höhe ü. NN. | Fläche | Tiefe | Länge | Breite | |
1. | Prošćansko jezero | 636 m | 68 ha | 37 m | 2100 m | 180-400 m |
2. | Ciganovac jezero | 620 m | 7 ha | 11 m | ||
3. | Okrugljak jezero | 613 m | 4 ha | 15 m | ||
4. | Batinovac jezero | 610 m | 1 ha | 5 m | ||
5. | Veliko jezero | 607 m | 2 ha | 8 m | ||
6. | Malo jezero | 605 m | 1 ha | 10 m | ||
7. | Vir jezero | 598 m | 1 ha | 4 m | ||
8. | Galovac jezero | 582 m | 12 ha | 24 m | ||
9. | Milino jezero | 564 m | 1 ha | 1 m | ||
10. | Gradinsko jezero | 553 m | 80 ha | 10 m | ||
11. | Burgeti | 534 m | 0,1 ha | 2 m | ||
12. | Kozjak jezero | 534 m | 83 ha | 46 m | 2350 m | 135-670 m |
13. | Jezero Milanovac | 532 m | 3 ha | 18 m | 470 m | 50-90 m |
14. | Gavanovac jezero | 514 m | 1 ha | 10 m | 100 m | 65 m |
15. | Kaludjerovac jezero | 505 m | 2 ha | 13 m | 225 m | 70-100 m |
16. | Jezero Novakovica brod | 503 m | 0,3 ha | 3 m | 90 m | 50 m |
Die Barrieren zwischen den Seen bestehen nicht aus Felsgestein sondern aus Kalksinter-Ablagerungen (Travertin) und Kalktuff. Sie sind im Lauf der letzten 4000 Jahre bei einem Wachstum von bis zu 3 cm pro Jahr entstanden. Die Travertinbildung erfolgt dabei als biodynamischer Prozess, bei dem Moose, Kalkalgen und im Wasser enthaltene Mineralien abgeschieden werden. Während auf diese Weise neue Barrieren mit Terrassen, Dämmen und Kanälen entstehen, zerstört das Wasser an anderen Stellen die vorhandenen Strukturen aber auch wieder. Durch umstürzende Bäume verändert das Wasser zusätzlich seinen Lauf, und es entstehen immer wieder neue Wasserläufe, während andere versiegen.
In den ruhigeren Seen, Teichen und Tümpeln lagert sich weißer Kalkschlamm ab. Abgestorbene Bäume, die im glasklaren Wasser liegen, werden konserviert und wirken wie aus einer anderen Zeit. Der Kalkschlamm ist auch zusammen mit der jahreszeitlich unterschiedlichen Reflexion des Sonnenlichts für die grünlich-blaue Farbe der Seen verantwortlich.
Der höchste Wasserfall des Nationalparks befindet sich am unteren Ende der Seenkette in der Nähe des "Sestavci" genannten Punktes, an dem nahezu alle ober- und unterirdischen Wasserläufe des Parks zusammentreffen. Hier stürzt der Plitvice-Bach fast 78 m tief in das Tal.
Sestavci-Wasserfall (2003)
Neben den Seen und Wasserflächen (2,2 km2) umfasst der Park ein riesiges Waldgebiet (157 km2) und Wiesenflächen (35 km2). Aufgrund des Fischreichtums findet man in der Nähe der Seen noch zahlreiche Fischotter, Luchse und Wildkatzen, und in den Wäldern sind Hirsche, Braunbären und Wölfe beheimatet.
Das Gebiet wurde bereits 1928 unter Schutz gestellt und 1949 zum ersten Nationalpark Jugoslawiens erklärt. Seit 1979 steht es auch auf der Liste des Weltnaturerbes der UNESCO.
Geschichte
Im 16./17. Jh. lag das Gebiet des heutigen Nationalparks an der unruhigen Militärgrenze (Vojna Krajina) zwischen dem Habsburgischen und dem Osmanischen Reich, und die Habsburger siedelten hier serbische Wehrbauern zur Verteidigung ihrer Südgrenze an.Um 1860 ließen österreichische Offiziere erste Unterkünfte für Besucher einrichten. Schon drei Jahre nachdem im Jahr 1893 in Agram (Zagreb) eine "Gesellschaft für die Gestaltung und Verschönerung der Plitwitzer Seen" gegründet wurde, öffnete das Hotel Plitvice. Trotz weiterer Einrichtungen blieb die Natur vor größeren Eingriffen verschont.
Ostern 1991 fanden in der Umgebung des Parks schwere Gefechte zwischen Kroaten und Serben statt. Dabei siegten die Krajina-Serben, die an der Seite der Jugoslawischen Volksarmee kämpften, und besetzten das Gebiet. Der Park wurde geschlossen.
Nachdem im Sommer 1995 die Kroaten das Gebiet zurückerobert hatten, konnte der Park bereits im Frühjahr 1996 wieder für Besucher geöffnet werden.
Besichtigung
Der Zugang zu den Seen ist über zwei Eingänge möglich, die direkt an der Hauptstraße liegen. Von Zadar oder Split aus erreicht man zunächst Eingang 2 im Bereich der oberen Seen. Hier gibt es Unterkünfte, Restaurants und ein Postamt. Unterhalb des Eingangs, am Kozjak-See, befindet sich ein Bootsanleger, von dem Boote auf die andere Seite des Sees fahren.Aus Richtung Zagreb gelangt man zuerst zum etwa 5 km nördlich von Eingang 2 gelegenen Eingang 1. Von hier aus hat man schon nach wenigen Schritten einen überwältigenden Ausblick auf den Sestavci-Wasserfall in der Korana-Schlucht.
Vom Aussichtspunkt sind mehrere unterschiedlich lange Wanderwege durch den Park ausgeschildert. Der längste Weg dauert zu Fuß etwa sechs Stunden, kann aber auf dem Rückweg durch Benutzung der Bahn auf etwa vier Stunden abgekürzt werden.
Der Weg führt vom Aussichtspunkt in Serpentinen in das Tal hinab zum Kaludjerovac Jezero. Auf einem Steg quert man den Kalktuffdamm zum anderen Ufer. Von hier aus sind es nur noch wenige Meter auf dem Holzbohlensteg bis zum Kessel des Sestavci-Wasserfalls, der wie ein Amphitheater in das Gestein geschnitten ist.
Der "rauchende" Wasserfall am Gavanovac-See (2003)
Flussaufwärts führt der Weg zurück am Kaludjerovac Jezero vorbei zu den Gavanovac-Wasserfällen. Unter den Fällen wechselt man wieder an das östliche Ufer. Unter den steilen Wänden des Canyons passiert den lang gestreckten Gavanovac-See. Ein Weg zweigt zu einer kleinen Höhle in der Felswand ab. Sie diente als Kulisse für den Karl May-Film "Der Schatz im Silbersee".
Unter den Gavanovac-Wasserfällen (2003)
Hinter dem Milanovac-See verzweigt sich der Weg erneut. Während man am Ostufer direkt am Kozjak-See entlang zu Eingang 2 gelangt, führt der Hauptweg über die Wasserfälle des Kozjak-Sees ans westliche Ufer. Nach einem kurzen Weg durch den Wald erreicht man eine Gaststätte, von der aus Boote über den Kozjak-See ablegen.
Mit dem Boot erreicht man bequem die kleinen Burget-Seen. Weiter geht es am Westufer des Gradinsko Jezero zu den Wasserfällen unterhalb des Galovac-Sees. Hier kann man wieder zum östlichen Ufer wechseln. Am westlichen Ufer geht es weiter am Galovac-See, Malo Jezero und Okrugljak Jezero vorbei zum Ciginovac-See, den man auf einem Steg überquert.
Unterhalb des ruhigen Prošćansko Jezero wechselt man wieder an das östliche Ufer. Ein kleiner Imbissstand lädt zu einer Pause ein. Anschließend kann man entweder am Ufer entlang bis zu den Burget-Seen wandern, um dort mit dem Boot zu Eingang 2 überzusetzen, oder man fährt direkt mit der Bahn zurück zu Eingang 1.
Vom nördlichen Haltepunkt der Bahn hat man oberhalb des Canyons noch einmal einen aufregenden Blick auf die unteren Seen.
Blick durch den Canyon (2003)
Links: Nationalpark Plitvice.