Roč, Hum
Roč
Das kleine, mittelalterliche Städtchen Roč (ca. 180 Einwohner) liegt etwa 10 km östlich von Buzet am Südrand des Ćićarija-Gebirges. Die Stadt, die erstmals im Jahr 1064 als Geschenk König Heinrichs IV. an den Markgrafen Odolricus erwähnt wurde, galt noch bis ins 20. Jh. als bedeutendstes Zentrum des glagolitischen Schrifttums in Istrien.
Roč (2012)
Breviare, Codices und Messbücher aus Roč werden heute in den Museen der ganzen Welt aufbewahrt, u.a. in der Nationalbibliothek Wien, der königlichen Bibliothek von Kopenhagen und in Zagreb. Das in Roč entstandene glagolitische Missale des Fürsten Novak, das heute in der Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt wird, war Vorlage für das 1483 erste gedruckte Buch in kroatischer Sprache.
Roč: Stadttor (2009)
Von der einstigen Bedeutung der Stadt zeugen heute noch die Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die die Venezianer im 16. Jh. zum Schutz vor den Türken errichten ließen. Von ihr sind große Teile der Mauern, ein Haupt- und ein Seitentor sowie mehrere Wehrtürme erhalten geblieben. Sie verleihen der Stadt noch immer ein wehrhaftes Aussehen. Da jedoch nur noch wenige Menschen in Roč leben, vermittelt die Stadt fast den Charakter eines Freilichtmuseums.
Bedeutendstes Bauwerk der Stadt ist die romanischen Kapelle Sv. Rok neben dem Haupttor, in der sich Fresken aus dem 14./15. Jh., darunter ein "Christus mit Aposteln", befinden.
Von der einstigen Blüte der Stadt zeugt auch die dreischiffige Bartholomäuskirche (Sv. Bartol) aus dem späten Mittelalter. Ihr freistehender, barocker Glockenturm wurde erst 1676 errichtet.
Die kleine, gotische Kongregationskirche Sv. Antun neben der Pfarrkirche wurde im 12. Jh. errichtet. In ihren Votivkreuzen ist das glagolitische Abecedarium von Roč (um 1200) eingeritzt.
Hum
Hum, mit nur 18 Einwohnern offiziell die kleinste Stadt der Welt, liegt ca. 17 km südöstlich von Buzet. Die nur etwa 100 x 35 m große Stadt ist über eine Landstraße zu erreichen, die bei Roč von der Hauptstraße nach Rijeka abzweigt.Bereits in prähistorischer Zeit und zur Zeit der Völkerwanderung war das Gebiet um Hum besiedelt, jedoch erst im Mittelalter wurde eine Verteidigungssiedlung gegründet, die erstmals im Jahre 1102 als Castrum Cholm erwähnt wird. Seit dieser Zeit hat sich am Grundriss der Stadt und an ihrem Aussehen nur wenig verändert.
Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind in Hum noch Türme, Tore und Mauern sowie die Ruinen des einstigen Kastells erhalten. Innerhalb der Stadtmauer besitzt Hum zwei schöne Gassen, einen 22 m hohen, zinnengekrönten Glockenturm aus dem 16. Jh., der früher auch als Wehrturm diente, sowie eine bescheidene Stadtloggia mit Tisch und Lapidarium.
Hum: Dorfgasse (2012)
In der einschiffigen, barocken Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, die 1802 anstelle einer Vorgängerkirche errichtet wurde, befindet sich in der Apsis über dem Hauptaltar ein wertvolles Gemälde, das im 16. Jh. von Baldassare d'Anna geschaffen wurde. Darüberhinaus besitzt die Kirche eine wertvolle Sammlung von spätgotischen Kelchen, Monstranzen und anderen liturgischen Geräten.
In der kleinen Galerie des Ortes kann man Kunstwerke kroatischer Künstler wie Ivan Generalić oder Mersad Berber sowie andere Souvenirs erwerben.
Im Dorfgasthaus, der Humska Konoba, werden istrische Spezialitäten wie die istrische Rotweinsuppe mit Brot und Zucker serviert.
Auf dem Friedhof, nur wenige Meter außerhalb der Stadtmauern, befindet sich die romanische Kirche Sv. Jeronim, in der neben einigen glagolitischen Inschriften noch Reste von Fresken aus dem 12. Jh. erhalten sind. An ihnen kann man gut den Einfluss der byzantinischen Kunst auf die frühmittelalterliche Malerei an der östlichen Adriaküste erkennen. Den Schlüssel für die Kirche erhält man in der Humska Konoba.
Links: Stadt Hum.
Gedenkallee der Glagoliten
An der rund 8 km langen, leicht ansteigenden Landstraße, die die Ortschaften Roč und Hum verbindet, wurden zwischen 1977 und 1983 zehn Steinskulpturen aufgestellt, die an die wichtigsten glagolitischen Schriftstücke und ihre Verfasser erinnern soll. Diese "Gedenkallee der Glagoliten" (Aleja Glagoljaša) wurde vom kroatischen Schriftsteller Zvane Črnja und Prof. Dr. Josip Bratulić konzipiert und durch den kroatischen Bildhauer Želimir Janeš geschaffen. Sie endet am modernen, kupfernen Stadttor von Hum.
Roč: Glagoliter-Allee (2009)
- Gleich hinter dem Ortsausgang von Roč befindet die 2 m hohe,
steinerne "Säule der Čakavischen Volksversammlung".
Sie hat die Form des glagolitischen Buchstabens 'S', der altslawisch
'slovo' genannt wurde und für Vernunft und Verstand steht.
- In den runden dreibeinigen "Tisch von Kyrill und Method"
sind jeweils in lateinischer, kyrillischer und glagolitischer
Schrift die Worte "STOL KONSTANTINA KIRILA I METODIJA"
eingemeißelt. Zwei Zypressen neben dem Tisch symbolisieren
die Heiligen Brüder Kyrill und Method.
- Der "Sitz des Kliment von Ohrid" besteht aus einem steinernen
Katheder mit rundherum angeordneten Steinblöcken, die als Sitze
dienen. Er steht für die erste slawische Universität, die
von Kliment, einem Schüler von Kyrill und Method, in Ohrid (heute
Mazedonien) gegründet wurde.
- In der Ortschaft Brnobići wurde direkt neben der Kirche ein
"glagolitisches Lapidarium" eingerichtet. Es besteht aus
Kopien der bedeutendsten glagolitischen Denkmäler, darunter eine
Rekonstruktion der Tafel von Baška, die Tafel von Plomin, die
Tafel von Valun sowie die Inschrift von Krk.
- Unterhalb des Dorfes Brnobići steht eine Mauer in Form eines
Berges, die den Berg Učka symbolisieren soll. Auf seinem Gipfel
stellt ein geformter Stein eine Wolke dar.
Dieses Denkmal, die "Schlucht der kroatischen Luzidar",
soll an die Luzidar erinnern, eine mittelalterliche Enzyklopädie,
die die glagolitischen Priester verwendet haben. In ihr heißt
es über Istrien:
Hier gibt es ein Land mit dem Namen Istrien. Und in diesem
Land gibt es ein Gebirge, im Lateinischen heißt es Olinfos,
und hier heißt es Učka. Und seine Spitze berührt die
Wolken.
- Der "Aussichtspunkt des Gregor von Nin" besteht aus einem
großen Steinblock in Form eines Buches, in den das Alphabet
in lateinischer, kyrillischer und glagolitischer Schrift
eingemeißelt ist. Er erinnert an den kroatischen Bischof Gregor
von Nin, der im 10. Jh. für das Recht seiner nationalen Kirche
kämpfte und die Liturgie in slawischer Sprache einführte.
Im 19. Jh. wurde Gregor zum Symbol des Widerstandes gegen die
Einmischung aus Wien und Rom.
- Der "Aufstieg des Istrischen Gesetzbuches" wird durch
einen leicht ansteigenden Pfad symbolisiert, an dessen Seite
Steinskulpturen das Wort "ISTARSKI RAZVOD" bilden
und damit an das Istrische Gesetzbuch von 1275 erinnern. Der
Pfad beginnt mit einem steinernen Tor in Form des glagolitischen
Buchstabens 'L'. Alle Buchstaben sind typischen Gegenständen
aus dem Alltagsleben nachempfunden, z.B. einem Korb, einem Backofen
oder einer kleinen Kirche.
- Eine steinerne Mauer soll an die kroatischen Protestanten und
Häretiker erinnern. In der Wand ist der glagolitische
Buchstabe 'S' in Form einer Sanduhr als Vertiefung eingelassen.
Daneben stehen die Namen bedeutender kroatischer Protestanten
und Häretiker.
Auf Platten an der Mauer stehen Auszüge protestantischer
Bücher.
- Der "Rastplatz von Žakan Juri" unterhalb von Hum
ist Žakan Juri aus Roč gewidmet, der am Messbuch des
Fürsten Novak mitgearbeitet hatte. Der große Steinblock
in der Mitte des Platzes symbolisiert ein Buch. Darauf ist eine
Anmerkung Juris eingemeißelt, in der er das Erscheinen des
ersten gedruckten kroatischen Buches ankündigt.
- Kurz vor dem Eingang der Stadt Hum befindet sich das "Denkmal
für Widerstand und Freiheit", eine Skulptur aus drei
aufeinandergesetzten Steinwürfeln, die die drei historischen
Epochen Altertum, Mittelalter und Neuzeit repräsentieren.
Jeder Würfel ist mit einem Text in der für ihn passenden
Schrift versehen. Alle drei Würfel zusammen stehen für
den Widerstand gegen Gewalt und Zerstörung und den Wunsch nach
Frieden und Freiheit.
- Den Abschluss der Glagoliter-Allee bildet das schwere, mit Kupfer beschlagene, zweiflügelige Stadttor von Hum. Es wird von zwölf halbkreisförmig angeordneten Medaillons geziert, die typische Szenen aus dem Landleben in den zwölf Monaten eines Jahres darstellen. Die Türgriffe haben die Form von Ochsenhörnern, und an den Türklopfern sind glagolitische Inschriften angebracht, die Besucher in der Stadt willkommen heißen, aber auch jedem drohen, der mit schlechten Absichten eintreten will.
Kotli
Das Dörfchen Kotli liegt nur wenige Kilometer von der Quelle der Mirna entfernt im oberen Mirnatal. Der heute halb verfallene Ort war früher für seine Mühlen und Schneider bekannt. Heute wird er gerne als Ausgangspunkt für Wanderungen in den oberen Teil des Mirnatals genutzt, denn unterhalb der Dorfkonoba verschwindet die Mirna in einer eindrucksvollen Schlucht.
Kotli (2012)
Man erreicht das Dorf über einen etwa 2 km langen, steilen Weg, der direkt neben dem "Glagolitischen Lapidarium" an der Kirche von Brnobići von der Glagoliter-Allee abzweigt.