Insel Cres
Die Insel Cres im Nordwesten der Kvarner Bucht ist mit einer Fläche von 405,7 km2 die die größte Insel in der Adria. Bei einer Breite zwischen 2 und 13 km erstreckt sich die Insel auf einer Länge von 66 km in Nord-Süd-Richtung und ist damit nach Hvar zugleich auch die zweitlängste Adriainsel. Geologisch betrachtet bildet sie zusammen mit der etwas kleineren Insel Lošinj, die nur durch einen 11 m breiten, künstlichen Kanal von der Insel Cres getrennt ist, die Fortsetzung des Učka-Massivs, das sich an der Ostküste Istriens erhebt.
Obwohl die Insel auf den ersten Blick durch kahle Hügelketten geprägt ist, ist die Landschaft dennoch sehr abwechslungsreich: So gibt es im Norden Eichen- und Buchenwälder die in der Inselmitte von Nadelwäldern abgelöst werden. Im Süden gehen diese in eine große Steinwüste über, die zum Schutz gegen die Bora von zahlreichen Trockenmauern (Gromače) durchzogen wird. Hier gedeihen nur noch wenige Kräuter und Gräser, die aber zur Schafszucht ausreichen. Ganz im Süden breitet sich schließlich wieder dichte Macchia aus, und es werden sogar Oliven und Wein angebaut.
Die Insel Cres ist regelmäßig über zwei Fährlinien mit dem Festland verbunden: Fähren verkehren zwischen Brestova an der Ostküste Istriens (30 km südlich von Opatija) und dem kleinen Hafen Porozina im Norden der Insel sowie von Valbiska auf der Insel Krk nach Merag an der Ostseite der Insel auf Höhe der Stadt Cres. Zusätzlich steuern die Katamarane auf der Linie Rijeka - Mali Lošinj die Orte Cres und Martinšćica an.
Die Inselhauptstraße verbindet die beiden Fährhäfen im Norden mit der Südspitze der Insel und der Stadt Osor, wo eine Drehbrücke über den schmalen Kanal zur Insel Lošinj führt. Die Route verläuft oftmals entlang der steilen und verkarsteten Küste und bietet dabei atemberaubende Ausblicke, z.B. oberhalb von Cres und Osor. Eine besonders schöne Aussicht genießt man von Križić, dem Eisenkreuz am höchsten Punkt der Straße und zugleich der schmalsten Stelle auf dem Landrücken. Hier fällt die Insel zu beiden Seiten über 400 m tief zur zerklüfteten Felsenküste hin ab.
Cres: Aussichtspunkt Križić (2010)
Früher lebten die Menschen auf Cres von der Landwirtschaft, dem Fischfang und dem Bau von Schiffen. Nachdem im 19. Jh. viele Menschen von der Insel abgewandert sind, leben heute nur noch etwa 3200 Einwohner auf der Insel, und nur die größeren Orte haben überlebt.
Seit einigen Jahren breitet sich auch der Tourismus auf der Insel aus. Er konzentriert sich jedoch auf nur wenige Orte - vor allem Cres, Osor, Martinšćica und Valun. Im Vergleich zur Schwesterinsel Lošinj ist es auf Cres jedoch sehr viel ruhiger und es gibt nur wenige große Hotelanlagen. Campingplätze gibt es vor allem in der Nähe der Stadt Cres, die auch die einzige große Marina auf der Insel besitzt.
Cres: Bucht und Stadt (2010)
Bademöglichkeiten gibt es vor allem an den teilweise betonierten Fels- und Kiesstränden im Bereich der Feriensiedlungen westlich der Stadt Cres. Hier gibt es auch die meisten Freizeitangebote. Beliebt sind vor allem Bootsausflüge, u.a. zur "Blauen Grotte" an der Westküste der Insel. Beliebte Strände - zum Teil nur über steile Pfade oder per Boot zu erreichen - findet man auch bei Beli im Nordosten, bei Valun, Lubenice und Ustrine an der Westküste sowie bei Punta Križa im Süden der Insel.
Mit zahlreichen Wanderwegen - sowohl an der Küste als auch auf den Bergen - ist insbesondere der Norden von Cres ein beliebtes Reiseziel für Wanderer. Das gilt vor allem im Sommer, wenn auf der Insel die Kräuter blühen, und man vielerorts vom intensiven Duft von Ginster, Salbei, Rosmarin und Minze umgeben ist.
Geschichte
Die Geschichte der Insel Cres war bis ins Mittelalter eng mit der ihrer benachbarten Schwesterinsel Lošinj verbunden. Noch bis zur Römerzeit waren beide Inseln über eine Landenge bei Osor miteinander verbunden und unter dem Namen Apsirtides bekannt.Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung auf der Insel gehen auf die Jungsteinzeit zurück. Sie wurden in der Bucht von Mali Lošinj sowie in den Höhlen des Berges Osoršćica im Norden der Insel Lošinj gefunden.
Ab 1600 v.Chr. siedelten sich Illyrer vom Stamm der Liburner auf der Insel an und errichteten Wallburgen, von denen sie die Seepassagen kontrollierten. Aus dieser Zeit stammen auch die Orte Cres und Osor. Damals verlief die Bernsteinstraße, die wichtigste Handelsroute vom Baltikum nach Asien, über die Insel Cres, und die Stadt Osor (damals Apsores) war eines der bedeutendsten Handelszentren im Mittelmeerraum.
Nach den Illyrern übernahmen die Römer die Herrschaft über die Insel. Um den Seeweg für ihre Handelsschiffe zu verkürzen, ließen sie bei Osor an der schmalsten Stelle der Insel den Kanal ausheben, der heute die Inseln Cres und Lošinj voneinander trennt.
Blick von der Insel Lošinj auf Osor (2010)
Nach dem Zerfall des Römischen Reiches gehörten die Inseln zunächst zum westlichen Teil des römischen Reiches, das 476 vom Germanenkönig Odoaker besiegt wurde. Ab 539 gehörten die Kvarner Inseln dem byzantinischen Reich an. Kurze Zeit später wurde die Stadt Osor zum Bischofssitz erhoben. Während Lošinj vom 6. bis ins 13. Jh. unbewohnt war, siedelten sich auf Cres im 7. Jh. Kroaten an. In der Folgezeit war die Insel unter verschiedenen Herrschern umstritten: Am 9. Mai 1000 wurde Osor vom Dogen Pietro Orseolo besetzt. Ihm folgten wieder die Byzantiner und im 11. Jh. fiel die Insel an den kroatischen König Krešimir. Ende des 12. Jhs. herrschte in Osor ein eigener Doge.
Nachdem die Fürsten von Cres im Jahr 1409 abdanken mussten, fielen die Inseln für fast 400 Jahre unter venezianische Herrschaft. Da Osor als wichtigstes Handelszentrum an der Adria in direkter Konkurrenz zu Venedig stand, wurde es von den neuen Herrschern wirtschaftlich vernichtet und verlor bald an Bedeutung. Im 15. Jh. wurde der Ort Cres zum neuen Verwaltungszentrum der Insel ernannt. Zahlreiche andere Orte verarmten in dieser Zeit, zumal es im 16./17. Jh. immer wieder Überfälle der Uskoken aus Senj auf die Küstenorte gab.
Erst als Cres nach dem Untergang des venezianischen Reiches (1797) unter österreichischer Herrschaft stand, konnte sich die Insel etwas erholen, und es wurde wieder verstärkt Landwirtschaft und Schiffsbau betrieben. Mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt, die in der Mitte des 19. Jhs. zunehmend die Segelschifffahrt ersetzte, brach der Schiffsbau auf der Insel bald wieder zusammen. Eine Reblausplage vernichtete am Ende des 19. Jhs. schließlich auch die Grundlage der Weinbauern, so dass viele Bewohner die Insel verließen und nach Amerika auswanderten.
Am Ende des 1. Weltkriegs wurden die Kvarner Inseln im Vertrag von Rapallo zusammen mit Istrien dem Königreich Italien zugesprochen. Erst nach der Kapitulation Italiens im 2. Weltkrieg (1943) kamen sie wieder zu Kroatien und wurden 1945 mit Kroatien ein Teil von Jugoslawien.
Heute leben die meisten Bewohner wieder von der Landwirtschaft, vor allem von Schafszucht, Oliven- und Weinanbau, seit einigen Jahren zunehmend aber auch vom Tourismus.